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Buch:Die Akkumulation des Kapitals: Unterschied zwischen den Versionen

Die Seite wurde neu angelegt: „Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus Berlin 1913. Verlag: Buchhandlung Vorwärts Paul Singer G. m. b. H. Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5, Berlin/DDR. 1975, »Die Akkumulation des Kapitals«, S. 5-411. Vorwort Den Anstoß zur vorliegenden Arbeit hat mir eine populäre Einführung in die Nationalökonom…“
 
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(15) l.c., Bd. I., S. 294. <=
(15) l.c., Bd. I., S. 294. <=


Drittes Kapitel
== Drittes Kapitel - Kritik des Smithschen Analyse ==
 
Kritik des Smithschen Analyse
 
<39> Fassen wir die Ergebnisse zusammen, zu denen die Analyse bei Smith vorgedrungen war. Sie lassen sich in folgenden Punkten darstellen.
<39> Fassen wir die Ergebnisse zusammen, zu denen die Analyse bei Smith vorgedrungen war. Sie lassen sich in folgenden Punkten darstellen.


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(4) Wir lassen hier außer Betracht, daß bei Smith auch die umgekehrte Auffassung dazwischenläuft, wonach sich nicht der Preis der Waren in v + m auflöst, sondern der Wert der Waren aus v + m zusammensetzt! Dieses Quidproquo ist wichtiger für die Smithsche Werttheorie als in dem Zusammenhang, in dem und hier seine Formel v + m interessiert. <=
(4) Wir lassen hier außer Betracht, daß bei Smith auch die umgekehrte Auffassung dazwischenläuft, wonach sich nicht der Preis der Waren in v + m auflöst, sondern der Wert der Waren aus v + m zusammensetzt! Dieses Quidproquo ist wichtiger für die Smithsche Werttheorie als in dem Zusammenhang, in dem und hier seine Formel v + m interessiert. <=


Viertes Kapitel
== Viertes Kapitel - Das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion ==
 
'''<50>''' Betrachten wir die Formel c + v + m als Ausdruck des gesellschaftlichen Gesamtprodukts. Haben wir es hier bloß mit einer theoretischen Konstruktion, mit einem abstrakten Schema zu tun, oder wohnt dieser Formel in der Anwendung auf die Gesamtgesellschaft ein realer Sinn inne, hat sie objektive gesellschaftliche Existenz?
Das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion
 
<50> Betrachten wir die Formel c + v + m als Ausdruck des gesellschaftlichen Gesamtprodukts. Haben wir es hier bloß mit einer theoretischen Konstruktion, mit einem abstrakten Schema zu tun, oder wohnt dieser Formel in der Anwendung auf die Gesamtgesellschaft ein realer Sinn inne, hat sie objektive gesellschaftliche Existenz?


Das c, konstantes Kapital, ist theoretisch erst von Marx als Kategorie von grundlegender Bedeutung aufgebracht worden. Allein schon Smith selbst, der ausschließlich mit den Kategorien fixes und zirkulierendes Kapital arbeitet, verwandelt das fixe Kapital tatsächlich und unbewußt für sich in konstantes, d.h., er faßt darunter nicht bloß Produktionsmittel, die in mehreren Jahren verschleißen, sondern auch solche, die jährlich ganz in die Produktion aufgehen.(1) Sein Dogma selbst von der Auflösung des Gesamtwerts in v + m und seine Beweisführung dafür führen ihn dazu, die zwei Kategorien der Produktionsbedingungen: die lebendige Arbeit und alle toten Produktionsmittel, auseinanderzuhalten. Auf der anderen Seite, wenn er aus den Einzelkapitalen und -einkommen den gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß zu konstruieren sucht, bleibt ihm als "fixes" Kapital in Wirklichkeit das konstante übrig.
Das c, konstantes Kapital, ist theoretisch erst von Marx als Kategorie von grundlegender Bedeutung aufgebracht worden. Allein schon Smith selbst, der ausschließlich mit den Kategorien fixes und zirkulierendes Kapital arbeitet, verwandelt das fixe Kapital tatsächlich und unbewußt für sich in konstantes, d.h., er faßt darunter nicht bloß Produktionsmittel, die in mehreren Jahren verschleißen, sondern auch solche, die jährlich ganz in die Produktion aufgehen.(1) Sein Dogma selbst von der Auflösung des Gesamtwerts in v + m und seine Beweisführung dafür führen ihn dazu, die zwei Kategorien der Produktionsbedingungen: die lebendige Arbeit und alle toten Produktionsmittel, auseinanderzuhalten. Auf der anderen Seite, wenn er aus den Einzelkapitalen und -einkommen den gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß zu konstruieren sucht, bleibt ihm als "fixes" Kapital in Wirklichkeit das konstante übrig.


Jeder einzelne Kapitalist verwendet zur Produktion seiner Waren gewisse sachliche Produktionsmittel: Baulichkeiten, Rohstoffe, Werkzeuge. Zur Herstellung der Gesamtheit der Waren ist in der gegebenen Gesellschaft offenbar die Gesamtheit der von den Einzelkapitalisten verwendeten sachlichen Produktionsmittel notwendig. Die Existenz dieser Produktionsmittel in der Gesellschaft ist eine ganz reale Tatsache, wenn sie auch in Gestalt lauter privater Einzelkapitale existieren. Hier kommt die allgemeine absolute Bedingung der gesellschaftlichen Produktion unter allen ihren historischen Formen zum Ausdruck. Die besondere kapitalistische <51> Form äußert sich darin, daß die sachlichen Produktionsmittel eben als c, als Kapital fungieren, d.h. als Eigentum von Nichtarbeitenden, als Gegenpol proletarisierter Arbeitskräfte, als Gegenstück der Lohnarbeit. Das v, variables Kapital, ist Summe der in der Gesellschaft während der Jahresproduktion tatsächlich gezahlten Löhne. Auch diese Tatsache hat eine reale objektive Existenz, wenn sie gleich in einer Unzahl von Einzellöhnen zum Vorschein kommt. In jeder Gesellschaft ist die Anzahl der tatsächlich in der Produktion angespannten Arbeitskräfte und ihre jährliche Erhaltung eine Frage von grundlegender Wichtigkeit. Die besondere kapitalistische Form dieser Kategorie als v, als variables Kapital, besagt: 1., daß die Existenzmittel der Arbeitenden ihnen als Lohn, d.h. als Preis ihrer verkauften Arbeitskraft, entgegentreten, als Kapitaleigentum anderer, Nichtarbeitender, Besitzer der sachlichen Produktionsmittel; 2. als eine Geldsumme, d.h. bloß als Wertgestalt ihrer Lebensmittel. Das v drückt aus sowohl, daß die Arbeitenden "frei" sind in doppeltem Sinne: persönlich frei und frei von allen Produktionsmitteln - als daß die Warenproduktion die allgemeine Form der Produktion in der gegebenen Gesellschaft ist.
Jeder einzelne Kapitalist verwendet zur Produktion seiner Waren gewisse sachliche Produktionsmittel: Baulichkeiten, Rohstoffe, Werkzeuge. Zur Herstellung der Gesamtheit der Waren ist in der gegebenen Gesellschaft offenbar die Gesamtheit der von den Einzelkapitalisten verwendeten sachlichen Produktionsmittel notwendig. Die Existenz dieser Produktionsmittel in der Gesellschaft ist eine ganz reale Tatsache, wenn sie auch in Gestalt lauter privater Einzelkapitale existieren. Hier kommt die allgemeine absolute Bedingung der gesellschaftlichen Produktion unter allen ihren historischen Formen zum Ausdruck. Die besondere kapitalistische '''<51>''' Form äußert sich darin, daß die sachlichen Produktionsmittel eben als c, als Kapital fungieren, d.h. als Eigentum von Nichtarbeitenden, als Gegenpol proletarisierter Arbeitskräfte, als Gegenstück der Lohnarbeit. Das v, variables Kapital, ist Summe der in der Gesellschaft während der Jahresproduktion tatsächlich gezahlten Löhne. Auch diese Tatsache hat eine reale objektive Existenz, wenn sie gleich in einer Unzahl von Einzellöhnen zum Vorschein kommt. In jeder Gesellschaft ist die Anzahl der tatsächlich in der Produktion angespannten Arbeitskräfte und ihre jährliche Erhaltung eine Frage von grundlegender Wichtigkeit. Die besondere kapitalistische Form dieser Kategorie als v, als variables Kapital, besagt: 1., daß die Existenzmittel der Arbeitenden ihnen als Lohn, d.h. als Preis ihrer verkauften Arbeitskraft, entgegentreten, als Kapitaleigentum anderer, Nichtarbeitender, Besitzer der sachlichen Produktionsmittel; 2. als eine Geldsumme, d.h. bloß als Wertgestalt ihrer Lebensmittel. Das v drückt aus sowohl, daß die Arbeitenden "frei" sind in doppeltem Sinne: persönlich frei und frei von allen Produktionsmitteln - als daß die Warenproduktion die allgemeine Form der Produktion in der gegebenen Gesellschaft ist.


Endlich das m - Mehrwert - stellt die Gesamtsumme aller von den Einzelkapitalisten erzielten Mehrwerte dar. In jeder Gesellschaft wird Mehrarbeit geleistet und wird z.B. auch in der sozialistischen Gesellschaft geleistet werden müssen. In dreifachem Sinne: als Arbeitsquantum zur Erhaltung Nichtarbeitender (Arbeitsunfähiges, Kinder, Greise, Gebrechlicher, öffentlicher Beamten und sog. liberaler Berufe, die am Produktionsprozeß nicht unmittelbar teilnehmen (2)), als Assekuranzfonds der Gesellschaft für elementare Unglücksfälle, die den jährlichen Ausfall der Produktenmasse gefährden (Mißernte, Waldbrand, Überschwemmungen), endlich als Fonds zur Erweiterung der Produktion, sei es infolge des Bevölkerungszuwachses, sei es infolge der kulturellen Hebung der Bedürfnisse. Die kapitalistische Form äußert sich in doppelter Hinsicht: 1. darin, daß die Mehrarbeit als Mehrwert, d.h. in Warenform und in Geld realisierbar geleistet wird, 2. darin, daß sie als Eigentum nichtarbeitender Besitzer der Produktionsmittel zum Vorschein kommt.
Endlich das m - Mehrwert - stellt die Gesamtsumme aller von den Einzelkapitalisten erzielten Mehrwerte dar. In jeder Gesellschaft wird Mehrarbeit geleistet und wird z.B. auch in der sozialistischen Gesellschaft geleistet werden müssen. In dreifachem Sinne: als Arbeitsquantum zur Erhaltung Nichtarbeitender (Arbeitsunfähiges, Kinder, Greise, Gebrechlicher, öffentlicher Beamten und sog. liberaler Berufe, die am Produktionsprozeß nicht unmittelbar teilnehmen (2)), als Assekuranzfonds der Gesellschaft für elementare Unglücksfälle, die den jährlichen Ausfall der Produktenmasse gefährden (Mißernte, Waldbrand, Überschwemmungen), endlich als Fonds zur Erweiterung der Produktion, sei es infolge des Bevölkerungszuwachses, sei es infolge der kulturellen Hebung der Bedürfnisse. Die kapitalistische Form äußert sich in doppelter Hinsicht: 1. darin, daß die Mehrarbeit als Mehrwert, d.h. in Warenform und in Geld realisierbar geleistet wird, 2. darin, daß sie als Eigentum nichtarbeitender Besitzer der Produktionsmittel zum Vorschein kommt.


Die beiden Figuren v + m endlich stellen zusammen gleichfalls eine objektive Größe von allgemeiner Gültigkeit dar: die Gesamtsumme der in <52> der Gesellschaft im Verlaufe eines Jahres geleisteten lebendigen Arbeit. Jede menschliche Gesellschaft, von welcher geschichtlichen Form auch, muß sich für diese Tatsache interessieren, sowohl im Verhältnis zu den erzielten Resultaten wie im Verhältnis zu den vorhandenen und verfügbaren Arbeitskräften überhaupt. Auch die Einteilung in v + m ist eine allgemeine, von den besonderen historischen Formen der Gesellschaft unabhängige Erscheinung. Der kapitalistische Ausdruck dieser Einteilung äußert sich nicht nur in den qualitativen Besonderheiten beider, die bereits hervorgehoben sind, sondern auch in ihrem quantitativen Verhältnis, darin, daß v die Tendenz zeigt, auf das physiologische und soziale Minimum. das zur Existenz der Arbeitenden notwendig ist, herabgedrückt zu werden, und daß das m auf Kosten des v und im Verhältnis zu ihm stets zu wachsen die Tendenz hat.
Die beiden Figuren v + m endlich stellen zusammen gleichfalls eine objektive Größe von allgemeiner Gültigkeit dar: die Gesamtsumme der in '''<52>'''der Gesellschaft im Verlaufe eines Jahres geleisteten lebendigen Arbeit. Jede menschliche Gesellschaft, von welcher geschichtlichen Form auch, muß sich für diese Tatsache interessieren, sowohl im Verhältnis zu den erzielten Resultaten wie im Verhältnis zu den vorhandenen und verfügbaren Arbeitskräften überhaupt. Auch die Einteilung in v + m ist eine allgemeine, von den besonderen historischen Formen der Gesellschaft unabhängige Erscheinung. Der kapitalistische Ausdruck dieser Einteilung äußert sich nicht nur in den qualitativen Besonderheiten beider, die bereits hervorgehoben sind, sondern auch in ihrem quantitativen Verhältnis, darin, daß v die Tendenz zeigt, auf das physiologische und soziale Minimum. das zur Existenz der Arbeitenden notwendig ist, herabgedrückt zu werden, und daß das m auf Kosten des v und im Verhältnis zu ihm stets zu wachsen die Tendenz hat.


Letzterer Umstand drückt endlich die vorherrschende Eigentümlichkeit der kapitalistischen Produktion aus: die Tatsache, daß die Schaffung und Aneignung von Mehrwert der eigentliche Zweck und das treibende Motiv dieser Produktion ist.
Letzterer Umstand drückt endlich die vorherrschende Eigentümlichkeit der kapitalistischen Produktion aus: die Tatsache, daß die Schaffung und Aneignung von Mehrwert der eigentliche Zweck und das treibende Motiv dieser Produktion ist.
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Man sieht: Die der kapitalistischen Formel des Gesamtprodukts zugrunde liegenden Beziehungen sind von allgemeiner Gültigkeit und werden in jeder planmäßig organisierten Wirtschaftsform Gegenstand einer bewußten Regelung seitens der Gesellschaft - der Gesamtheit der Arbeitenden und ihrer demokratischen Organe in einer kommunistischen Gesellschaft, des besitzenden Zentrums und seiner despotischen Gewalt in einer auf Klassenherrschaft beruhenden Gesellschaft. Unter der kapitalistischen Produktionsform besteht eine planmäßige Regelung des Ganzen nicht. Die Gesamtheit der Kapitale wie der Waren der Gesellschaft besteht in Wirklichkeit aus einer Summe unzähliger zersplitterter Einzelkapitale und einzelner Warenposten.
Man sieht: Die der kapitalistischen Formel des Gesamtprodukts zugrunde liegenden Beziehungen sind von allgemeiner Gültigkeit und werden in jeder planmäßig organisierten Wirtschaftsform Gegenstand einer bewußten Regelung seitens der Gesellschaft - der Gesamtheit der Arbeitenden und ihrer demokratischen Organe in einer kommunistischen Gesellschaft, des besitzenden Zentrums und seiner despotischen Gewalt in einer auf Klassenherrschaft beruhenden Gesellschaft. Unter der kapitalistischen Produktionsform besteht eine planmäßige Regelung des Ganzen nicht. Die Gesamtheit der Kapitale wie der Waren der Gesellschaft besteht in Wirklichkeit aus einer Summe unzähliger zersplitterter Einzelkapitale und einzelner Warenposten.


Es entsteht somit die Frage, ob denn diese Summen selbst in der kapitalistischen Gesellschaft etwas mehr als den Sinn einer bloßen statistischen Aufstellung, noch dazu von sehr ungenauem und schwankendem Charakter besitzen. Auf dem Maßstab der Gesamtgesellschaft kommt jedoch zum Ausdruck, daß die völlig selbständige, selbstherrliche Einzelexistenz der privatkapitalistischen Betriebe bloß die historisch bedingte Form, während der gesellschaftliche Zusammenhang die Grundlage ist. Obwohl die Einzelkapitale völlig unabhängig agieren und eine gesellschaftliche Regelung vollständig fehlt, vollzieht sich die Gesamtbewegung aller Kapitale als ein einheitliches Ganzes. Auch diese Gesamtbewegung äußert sich in spezifisch kapitalistischen Formen. Während bei jeder planmäßig organi- <53> sierten Produktionsform die Regelung sich vor allem auf das Verhältnis der gesamten geleisteten und zu leistenden Arbeit und den Produktionsmitteln - in den Zeichen unserer Formel gesprochen: zwischen (v + m) und c - oder zwischen der Summe der benötigten Lebensmittel benötigten Produktionsmittel - in der Formel dasselbe (v + m) zu c - bezieht, wird kapitalistisch die zur Erhaltung der toten Produktionsmittel wie der lebenden Arbeitskräfte benötigte gesellschaftliche Arbeit als ein Ganzes, als Kapital behandelt, dem die geleistete Mehrarbeit als m, Mehrwert, entgegengestellt wird. Das Verhältnis dieser beiden Größen m und (c + v) ist ein reales, objektives, handgreifliches Verhältnis der kapitalistischen Gesellschaft. nämlich die durchschnittliche Profitrate, die tatsächlich jedes Privatkapital nur als ein Teil eines gemeinsamen Ganzen, des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, behandelt, ihm den Profit als einen ihm nach Größe zukommenden Teil des aus der Gesellschaft herausgepreßten Gesamtmehrwerts ohne Rücksicht auf das von ihm tatsächlich erzielte Quantum zuweist. Das gesellschaftliche Gesamtkapital mit seinem Gegenstück, dem gesellschaftlichen Gesamtmehrwert, sind also nicht bloß reale Größen von objektiver Existenz, sondern ihr Verhältnis, der Durchschnittsprofit, leitet und lenkt - vermittelst des Mechanismus des Wertgesetzes - den ganzen Austausch, nämlich die quantitativen Austauschverhältnisse der einzelnen Warenarten unabhängig von ihren besonderen Wertverhältnissen, ferner die gesellschaftliche Arbeitsteilung, d.h. die Zuweisung entsprechender Kapitalportionen und Arbeitskräfte zu den einzelnen Produktionssphären, die Entwicklung der Produktivität der Arbeit, nämlich einerseits das Stimulieren der Einzelkapitale zu Pionierarbeiten, um sich über den Durchschnittsprofit zu erheben, und andererseits die Ausbreitung der von den einzelnen erzielten Fortschritte auf die Gesamtproduktion usw. Mit einem Wort: Das gesellschaftliche Gesamtkapital beherrscht durch die Durchschnittsprofitrate die scheinbar selbständigen Bewegungen der Einzelkapitale völlig.(3)
Es entsteht somit die Frage, ob denn diese Summen selbst in der kapitalistischen Gesellschaft etwas mehr als den Sinn einer bloßen statistischen Aufstellung, noch dazu von sehr ungenauem und schwankendem Charakter besitzen. Auf dem Maßstab der Gesamtgesellschaft kommt jedoch zum Ausdruck, daß die völlig selbständige, selbstherrliche Einzelexistenz der privatkapitalistischen Betriebe bloß die historisch bedingte Form, während der gesellschaftliche Zusammenhang die Grundlage ist. Obwohl die Einzelkapitale völlig unabhängig agieren und eine gesellschaftliche Regelung vollständig fehlt, vollzieht sich die Gesamtbewegung aller Kapitale als ein einheitliches Ganzes. Auch diese Gesamtbewegung äußert sich in spezifisch kapitalistischen Formen. Während bei jeder planmäßig organi- '''<53>''' sierten Produktionsform die Regelung sich vor allem auf das Verhältnis der gesamten geleisteten und zu leistenden Arbeit und den Produktionsmitteln - in den Zeichen unserer Formel gesprochen: zwischen (v + m) und c - oder zwischen der Summe der benötigten Lebensmittel benötigten Produktionsmittel - in der Formel dasselbe (v + m) zu c - bezieht, wird kapitalistisch die zur Erhaltung der toten Produktionsmittel wie der lebenden Arbeitskräfte benötigte gesellschaftliche Arbeit als ein Ganzes, als Kapital behandelt, dem die geleistete Mehrarbeit als m, Mehrwert, entgegengestellt wird. Das Verhältnis dieser beiden Größen m und (c + v) ist ein reales, objektives, handgreifliches Verhältnis der kapitalistischen Gesellschaft. nämlich ''die durchschnittliche Profitrate'', die tatsächlich jedes Privatkapital nur als ein Teil eines gemeinsamen Ganzen, des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, behandelt, ihm den Profit als einen ihm nach Größe zukommenden Teil des aus der Gesellschaft herausgepreßten Gesamtmehrwerts ohne Rücksicht auf das von ihm tatsächlich erzielte Quantum zuweist. Das gesellschaftliche Gesamtkapital mit seinem Gegenstück, dem gesellschaftlichen Gesamtmehrwert, sind also nicht bloß reale Größen von objektiver Existenz, sondern ihr Verhältnis, der Durchschnittsprofit, leitet und lenkt - vermittelst des Mechanismus des Wertgesetzes - den ganzen Austausch, nämlich die quantitativen Austauschverhältnisse der einzelnen Warenarten unabhängig von ihren besonderen Wertverhältnissen, ferner die gesellschaftliche Arbeitsteilung, d.h. die Zuweisung entsprechender Kapitalportionen und Arbeitskräfte zu den einzelnen Produktionssphären, die Entwicklung der Produktivität der Arbeit, nämlich einerseits das Stimulieren der Einzelkapitale zu Pionierarbeiten, um sich über den Durchschnittsprofit zu erheben, und andererseits die Ausbreitung der von den einzelnen erzielten Fortschritte auf die Gesamtproduktion usw. Mit einem Wort: Das gesellschaftliche Gesamtkapital beherrscht durch die Durchschnittsprofitrate die scheinbar selbständigen Bewegungen der Einzelkapitale völlig.(3)


Die Formel c + v + m paßt also nicht bloß auf die Wertzusammenset- <54> zung jeder einzelnen Ware, sondern auch auf die Gesamtheit der in einer Gesellschaft kapitalistisch produzierten Waren. Dies bezieht sich aber nur auf die Wertzusammensetzung. Darüber hinaus hört die Analogie auf.
Die Formel c + v + m paßt also nicht bloß auf die Wertzusammenset- '''<54>''' zung jeder einzelnen Ware, sondern auch auf die Gesamtheit der in einer Gesellschaft kapitalistisch produzierten Waren. Dies bezieht sich aber nur auf die Wertzusammensetzung. Darüber hinaus hört die Analogie auf.


Die genannte Formel ist nämlich vollkommen exakt, wenn wir das Gesamtprodukt einer kapitalistisch produzierenden Gesellschaft als Totalität, als Arbeitsprodukt eines Jahres, auf ihre betreffenden Bestandteile analysieren wollen. Die Figur c zeigt uns an, wieviel von vergangener, in früheren Jahren in Gestalt von Produktionsmitteln geleisteter Arbeit in das Produkt dieses Jahres mit übernommen worden ist. Die Figur v + m zeigt den Wertbestandteil des Produkts, der ausschließlich im letzten Jahre durch Neuarbeit geschaffen worden ist, endlich das Verhältnis von v und m zeigt uns die Verteilung des jährlichen Arbeitspensums der Gesellschaft zwischen der Erhaltung der Arbeitenden und der Erhaltung der Nichtarbeitenden. Diese Analyse bleibt richtig und maßgebend auch für die Reproduktion des Einzelkapitals, ohne jede Rücksicht auf die sachliche Gestalt des von ihm geschaffenen Produkts. Bei dem Kapitalisten der Maschinenindustrie erscheinen c wie v wie m unterschiedslos in Gestalt von Maschinen oder Maschinenteilen wieder. Bei seinem Kollegen von der Zuckerbranche kommen c wie v und m aus dem Produktionsprozeß in Zuckergestalt zur Welt. Beim Eigentümer eines Tingeltangels werden sie in den Körperreizen der Tänzerinnen und der "Exzentriks" vergegenständlicht. Sie unterscheiden sich voneinander in dem unterschiedslosen Produkt nur als dessen aliquote Wertteile. Und dies genügt für die Reproduktion des Einzelkapitals vollkommen. Denn die Reproduktion des Einzelkapitals beginnt mit der Wertgestalt des Kapitals, ihr Ausgangspunkt ist eine gewisse Geldsumme, die aus der Realisierung des hergestellten Produkts herausspringt. Die Formel c + v + m ist dann die gegebene Grundlage für die Einteilung jener Geldsumme in einen Teil zum Ankauf von sachlichen Produktionsmitteln, einen anderen zum Ankauf der Arbeitskraft und einen dritten zur persönlichen Konsumtion des Kapitalisten, falls, wie wir hier zunächst annehmen, einfache Reproduktion stattfindet, oder nur zum Teil zur persönlichen Konsumtion, zum Teil zur Vergrößerung des Kapitals, falls erweiterte Reproduktion stattfinden soll. Daß er zur tatsächlichen Reproduktion mit dem so eingeteilten Geldkapital wieder den Warenmarkt beschreiten muß, um die sachlichen Voraussetzungen der Produktion: Rohstoffe, Werkzeuge usw. sowie Arbeitskräfte zu erwerben, versteht sich von selbst. Daß der Einzelkapitalist dann auf dem Markt die Produktionsmittel und Arbeitskräfte, die er für sein Ge- <55> schäft braucht, auch tatsächlich vorfindet, erscheint dem Einzelkapitalisten wie seinem wissenschaftlichen Ideologen, dem Vulgärökonomen, ebenso selbstverständlich.
Die genannte Formel ist nämlich vollkommen exakt, wenn wir das Gesamtprodukt einer kapitalistisch produzierenden Gesellschaft als Totalität, als Arbeitsprodukt eines Jahres, auf ihre betreffenden Bestandteile analysieren wollen. Die Figur c zeigt uns an, wieviel von vergangener, in früheren Jahren in Gestalt von Produktionsmitteln geleisteter Arbeit in das Produkt dieses Jahres mit übernommen worden ist. Die Figur v + m zeigt den Wertbestandteil des Produkts, der ausschließlich im letzten Jahre durch Neuarbeit geschaffen worden ist, endlich das Verhältnis von v und m zeigt uns die Verteilung des jährlichen Arbeitspensums der Gesellschaft zwischen der Erhaltung der Arbeitenden und der Erhaltung der Nichtarbeitenden. Diese Analyse bleibt richtig und maßgebend auch für die Reproduktion des Einzelkapitals, ohne jede Rücksicht auf die sachliche Gestalt des von ihm geschaffenen Produkts. Bei dem Kapitalisten der Maschinenindustrie erscheinen c wie v wie m unterschiedslos in Gestalt von Maschinen oder Maschinenteilen wieder. Bei seinem Kollegen von der Zuckerbranche kommen c wie v und m aus dem Produktionsprozeß in Zuckergestalt zur Welt. Beim Eigentümer eines Tingeltangels werden sie in den Körperreizen der Tänzerinnen und der "Exzentriks" vergegenständlicht. Sie unterscheiden sich voneinander in dem unterschiedslosen Produkt nur als dessen aliquote ''Wertteile''. Und dies genügt für die Reproduktion des Einzelkapitals vollkommen. Denn die Reproduktion des Einzelkapitals beginnt mit der Wertgestalt des Kapitals, ihr Ausgangspunkt ist eine gewisse Geldsumme, die aus der Realisierung des hergestellten Produkts herausspringt. Die Formel c + v + m ist dann die gegebene Grundlage für die Einteilung jener Geldsumme in einen Teil zum Ankauf von sachlichen Produktionsmitteln, einen anderen zum Ankauf der Arbeitskraft und einen dritten zur persönlichen Konsumtion des Kapitalisten, falls, wie wir hier zunächst annehmen, einfache Reproduktion stattfindet, oder nur zum Teil zur persönlichen Konsumtion, zum Teil zur Vergrößerung des Kapitals, falls erweiterte Reproduktion stattfinden soll. Daß er zur tatsächlichen Reproduktion mit dem so eingeteilten Geldkapital wieder den Warenmarkt beschreiten muß, um die sachlichen Voraussetzungen der Produktion: Rohstoffe, Werkzeuge usw. sowie Arbeitskräfte zu erwerben, versteht sich von selbst. Daß der Einzelkapitalist dann auf dem Markt die Produktionsmittel und Arbeitskräfte, die er für sein Ge- '''<55>''' schäft braucht, auch tatsächlich vorfindet, erscheint dem Einzelkapitalisten wie seinem wissenschaftlichen Ideologen, dem Vulgärökonomen, ebenso selbstverständlich.


Anders bei der gesellschaftlichen Gesamtproduktion. Vom Standpunkte der Gesamtgesellschaft kann der Warenaustausch nur eine Translokation, einen allseitigen Platzwechsel der einzelnen Teile des Gesamtprodukts bewerkstelligen, er kann aber seine sachliche Zusammensetzung nicht ändern. Nach wie vor diesem Platzwechsel kann die Reproduktion des Gesamtkapitals nur dann stattfinden, wenn sich in dem aus der letzten Produktionsperiode hervorgegangenen Gesamtprodukt 1. genügende Produktionsmittel, 2. ausreichende Lebensmittel zur Erhaltung der früheren Anzahl Arbeitskräfte, 3., last not least, die erforderlichen Lebensmittel zur "standesgemäßen" Erhaltung der Kapitalistenklasse nebst Zubehör vorfinden. Hier werden wir auf ein neues Gebiet geleitet: aus reinen Wertverhältnissen zu sachlichen Gesichtspunkten. Es kommt jetzt auf die Gebrauchsgestalt des gesellschaftlichen Gesamtprodukts an. Was dem Einzelkapitalisten völlig Hekuba, wird für den Gesamtkapitalisten ernste Sorge. Während für den Einzelkapitalisten gehupft wie gesprungen ist, ob die von ihm produzierte Ware Maschine, Zucker, künstlicher Dünger oder ein freisinniges Intelligenzblatt ist, vorausgesetzt nur, daß er sie an den Mann bringt, um sein Kapital nebst Mehrwert herauszuziehen, bedeutet es für den Gesamtkapitalisten unendlich viel, daß sein Gesamtprodukt eine ganz bestimmte Gebrauchsgestalt hat, und zwar, daß in diesem Gesamtprodukt dreierlei Dinge vorzufinden sind: Produktionsmittel zur Erneuerung des Arbeitsprozesses, einfache Lebensmittel zur Erhaltung der Arbeiterklasse und bessere Lebensmittel mit dem nötigen Luxus zur Erhaltung des Gesamtkapitalisten selbst. Ja, der Wunsch in dieser Hinsicht ist nicht allgemein und vag, sondern ganz exakt quantitativ bestimmt. Fragen wir, wie groß die Mengen der vom Gesamtkapitalisten benötigten Dinge aller drei Kategorien sind, so bekommen wir einen genauen Voranschlag - vorausgesetzt immer die einfache Reproduktion, die wir als Ausgangspunkt nehmen - in der Wertzusammensetzung des Gesamtprodukts des letzten Jahres. Die Formel c + v + m, die wir bis jetzt so gut für das Gesamtkapital wie für das Einzelkapital als eine bloße quantitative Einteilung des Gesamtwertes, d.h. der im Jahresprodukt der Gesellschaft steckenden Arbeitsmenge aufgefaßt haben, erscheint jetzt zugleich als die gegebene Grundlage der sachlichen Einteilung des Produkts. Es ist klar, daß, um <56> die Reproduktion in demselben Umfang in Angriff zu nehmen, der Gesamtkapitalist in seinem neuen Gesamtprodukt so viel Produktionsmittel vorfinden muß, wie es der Größe c entspricht, so viel einfache Lebensmittel für die Arbeiter, wie es der Lohnsumme v entspricht, und so viel feinere Lebensmittel für sich nebst Anhang, wie es die Größe m erfordert. Die Wertzusammensetzung des gesellschaftlichen Jahresprodukts übersetzt sich also in die sachliche Gestalt dieses Produkts in folgender Weise: Das gesamte c der Gesellschaft muß als ebenso viele Produktionsmittel, das v als Lebensmittel der Arbeiter und m als Lebensmittel der Kapitalisten wiedererscheinen - wenn anders die einfache Reproduktion ermöglicht werden soll.
Anders bei der gesellschaftlichen Gesamtproduktion. Vom Standpunkte der Gesamtgesellschaft kann der Warenaustausch nur eine Translokation, einen allseitigen Platzwechsel der einzelnen Teile des Gesamtprodukts bewerkstelligen, er kann aber seine sachliche Zusammensetzung nicht ändern. Nach wie vor diesem Platzwechsel kann die Reproduktion des Gesamtkapitals nur dann stattfinden, wenn sich in dem aus der letzten Produktionsperiode hervorgegangenen Gesamtprodukt 1. genügende Produktionsmittel, 2. ausreichende Lebensmittel zur Erhaltung der früheren Anzahl Arbeitskräfte, 3., last not least, die erforderlichen Lebensmittel zur "standesgemäßen" Erhaltung der Kapitalistenklasse nebst Zubehör vorfinden. Hier werden wir auf ein neues Gebiet geleitet: aus reinen Wertverhältnissen zu sachlichen Gesichtspunkten. Es kommt jetzt auf die Gebrauchsgestalt des gesellschaftlichen Gesamtprodukts an. Was dem Einzelkapitalisten völlig Hekuba, wird für den Gesamtkapitalisten ernste Sorge. Während für den Einzelkapitalisten gehupft wie gesprungen ist, ob die von ihm produzierte Ware Maschine, Zucker, künstlicher Dünger oder ein freisinniges Intelligenzblatt ist, vorausgesetzt nur, daß er sie an den Mann bringt, um sein Kapital nebst Mehrwert herauszuziehen, bedeutet es für den Gesamtkapitalisten unendlich viel, daß sein Gesamtprodukt eine ganz bestimmte Gebrauchsgestalt hat, und zwar, daß in diesem Gesamtprodukt dreierlei Dinge vorzufinden sind: Produktionsmittel zur Erneuerung des Arbeitsprozesses, einfache Lebensmittel zur Erhaltung der Arbeiterklasse und bessere Lebensmittel mit dem nötigen Luxus zur Erhaltung des Gesamtkapitalisten selbst. Ja, der Wunsch in dieser Hinsicht ist nicht allgemein und vag, sondern ganz exakt quantitativ bestimmt. Fragen wir, wie groß die Mengen der vom Gesamtkapitalisten benötigten Dinge aller drei Kategorien sind, so bekommen wir einen genauen Voranschlag - vorausgesetzt immer die einfache Reproduktion, die wir als Ausgangspunkt nehmen - in der Wertzusammensetzung des Gesamtprodukts des letzten Jahres. Die Formel c + v + m, die wir bis jetzt so gut für das Gesamtkapital wie für das Einzelkapital als eine bloße quantitative Einteilung des Gesamtwertes, d.h. der im Jahresprodukt der Gesellschaft steckenden Arbeitsmenge aufgefaßt haben, erscheint jetzt zugleich als die gegebene Grundlage der ''sachlichen'' Einteilung des Produkts. Es ist klar, daß, um '''<56>''' die Reproduktion in demselben Umfang in Angriff zu nehmen, der Gesamtkapitalist in seinem neuen Gesamtprodukt so viel Produktionsmittel vorfinden muß, wie es der Größe c entspricht, so viel einfache Lebensmittel für die Arbeiter, wie es der Lohnsumme v entspricht, und so viel feinere Lebensmittel für sich nebst Anhang, wie es die Größe m erfordert. Die Wertzusammensetzung des gesellschaftlichen Jahresprodukts übersetzt sich also in die sachliche Gestalt dieses Produkts in folgender Weise: Das gesamte c der Gesellschaft muß als ebenso viele Produktionsmittel, das v als Lebensmittel der Arbeiter und m als Lebensmittel der Kapitalisten wiedererscheinen - wenn anders die einfache Reproduktion ermöglicht werden soll.


Hier kommen wir an einen handgreiflichen Unterschied zwischen dem Einzelkapitalisten und dem Gesamtkapitalisten. Ersterer reproduziert jedesmal sein konstantes und variables Kapital sowie seinen Mehrwert: 1. alle drei Teile in einem einheitlichen Produkt von derselben sachlichen Gestalt, 2. in einer ganz gleichgültigen Gestalt, die bei jedem Einzelkapitalisten von anderer Beschaffenheit ist. Der Gesamtkapitalist reproduziert jeden Wertteil seines Jahresprodukts in einer anderen sachlichen Gestalt, und zwar das c als Produktionsmittel, das v als Lebensmittel der Arbeiter und das m als Lebensmittel der Kapitalisten. Für die Reproduktion des Einzelkapitals waren nur Wertverhältnisse maßgebend, die sachlichen Bedingungen als selbstverständliche Erscheinung des Warenaustausches vorausgesetzt. Für die Reproduktion des Gesamtkapitals vereinigen sich Wertverhältnisse mit sachlichen Standpunkten. Es ist übrigens klar, daß das Einzelkapital nur insofern reine Wertgesichtspunkte pflegen und sachliche Bedingungen als ein Gesetz des Himmels betrachten kann, als das Gesamtkapital umgekehrt den sachlichen Gesichtspunkten Rechnung trägt. Würde das gesamte c der Gesellschaft nicht in Gestalt derselben Menge Produktionsmittel jährlich reproduziert werden, so würde jeder Einzelkapitalist mit seinem in Geld realisierten c umsonst den Warenmarkt abschreiten, er könnte die benötigten sachlichen Bedingungen für seine individuelle Reproduktion nicht finden. Vom Standpunkte der Reproduktion kommen wir also mit der allgemeinen Formel c + v + m für das Gesamtkapital nicht aus - übrigens wieder ein Beweis, daß der Begriff der Reproduktion etwas Reales und mehr ist als eine bloße Umschreibung des Begriffes Produktion. Wir müssen vielmehr Unterscheidungen sachlichen Charakters machen und das Gesamtkapital statt als einheitliches Ganzes in seinen drei Hauptabteilungen darstellen oder der Vereinfachung halber, da dies theoretisch zunächst keinen Harm tut, in zwei Abteilungen betrach- <57> ten: als Produktion von Produktionsmitteln und als Produktion von Lebensmitteln für Arbeiter und Kapitalisten. Jede Abteilung muß getrennt für sich betrachtet werden, wobei in jeder die Grundbedingungen der kapitalistischen Produktion eingehalten werden müssen. Zugleich müssen wir aber von den Gesichtspunkten der Reproduktion aus die gegenseitigen Zusammenhänge der beiden Abteilungen hervorheben. Denn nur im Zusammenhang betrachtet, ergeben sie eben die Grundlagen der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals als Ganzes.
Hier kommen wir an einen handgreiflichen Unterschied zwischen dem Einzelkapitalisten und dem Gesamtkapitalisten. Ersterer reproduziert jedesmal sein konstantes und variables Kapital sowie seinen Mehrwert: 1. alle drei Teile in einem einheitlichen Produkt von derselben sachlichen Gestalt, 2. in einer ganz gleichgültigen Gestalt, die bei jedem Einzelkapitalisten von anderer Beschaffenheit ist. Der Gesamtkapitalist reproduziert jeden Wertteil seines Jahresprodukts in einer anderen sachlichen Gestalt, und zwar das c als Produktionsmittel, das v als Lebensmittel der Arbeiter und das m als Lebensmittel der Kapitalisten. Für die Reproduktion des Einzelkapitals waren nur Wertverhältnisse maßgebend, die sachlichen Bedingungen als selbstverständliche Erscheinung des Warenaustausches vorausgesetzt. Für die Reproduktion des Gesamtkapitals vereinigen sich Wertverhältnisse mit sachlichen Standpunkten. Es ist übrigens klar, daß das Einzelkapital nur insofern reine Wertgesichtspunkte pflegen und sachliche Bedingungen als ein Gesetz des Himmels betrachten kann, als das Gesamtkapital umgekehrt den sachlichen Gesichtspunkten Rechnung trägt. Würde das gesamte c der Gesellschaft nicht in Gestalt derselben Menge Produktionsmittel jährlich reproduziert werden, so würde jeder Einzelkapitalist mit seinem in Geld realisierten c umsonst den Warenmarkt abschreiten, er könnte die benötigten sachlichen Bedingungen für seine individuelle Reproduktion nicht finden. Vom Standpunkte der Reproduktion kommen wir also mit der allgemeinen Formel c + v + m für das Gesamtkapital nicht aus - übrigens wieder ein Beweis, daß der Begriff der Reproduktion etwas Reales und mehr ist als eine bloße Umschreibung des Begriffes Produktion. Wir müssen vielmehr Unterscheidungen sachlichen Charakters machen und das Gesamtkapital statt als einheitliches Ganzes in seinen drei Hauptabteilungen darstellen oder der Vereinfachung halber, da dies theoretisch zunächst keinen Harm tut, in zwei Abteilungen betrach- '''<57>''' ten: als Produktion von Produktionsmitteln und als Produktion von Lebensmitteln für Arbeiter und Kapitalisten. Jede Abteilung muß getrennt für sich betrachtet werden, wobei in jeder die Grundbedingungen der kapitalistischen Produktion eingehalten werden müssen. Zugleich müssen wir aber von den Gesichtspunkten der Reproduktion aus die gegenseitigen Zusammenhänge der beiden Abteilungen hervorheben. Denn nur im Zusammenhang betrachtet, ergeben sie eben die Grundlagen der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals als Ganzes.


So findet bei der Darstellung des Gesamtkapitals und seines Gesamtprodukts eine gewisse Verschiebung statt, wenn wir vom Einzelkapital ausgehen. Quantitativ, als Wertgröße, setzt sich das c der Gesellschaft exakt aus der Summe der konstanten Einzelkapitale zusammen, dasselbe bezieht sich auf die beiden anderen Figuren v und m. Aber ihre Erscheinungsform ist verschoben. Während das c der Einzelkapitale aus dem Produktionsprozeß wiedererscheint als Wertpartikel einer unendlichen Buntheit von Gebrauchsgegenständen, erscheint es im Gesamtprodukt sozusagen zusammengezogen in einer bestimmten Menge Produktionsmittel. Und ebenso sind v und m, die bei den Einzelkapitalen als Segmente eines Warenbreis von buntester Erscheinung wieder auftauchen, im Gesamtprodukt zusammengezogen in entsprechende Mengen Lebensmittel für Arbeiter und Kapitalisten. Dies ist auch die Tatsache, auf die Smith annähernd stieß in seinen Betrachtungen über die Nichtkongruenz der Kategorien fixes Kapital, zirkulierendes Kapital und Einkommen bei dem Einzelkapitalisten und bei der Gesellschaft.
So findet bei der Darstellung des Gesamtkapitals und seines Gesamtprodukts eine gewisse Verschiebung statt, wenn wir vom Einzelkapital ausgehen. Quantitativ, als Wertgröße, setzt sich das c der Gesellschaft exakt aus der Summe der konstanten Einzelkapitale zusammen, dasselbe bezieht sich auf die beiden anderen Figuren v und m. Aber ihre Erscheinungsform ist verschoben. Während das c der Einzelkapitale aus dem Produktionsprozeß wiedererscheint als Wertpartikel einer unendlichen Buntheit von Gebrauchsgegenständen, erscheint es im Gesamtprodukt sozusagen zusammengezogen in einer bestimmten Menge Produktionsmittel. Und ebenso sind v und m, die bei den Einzelkapitalen als Segmente eines Warenbreis von buntester Erscheinung wieder auftauchen, im Gesamtprodukt zusammengezogen in entsprechende Mengen Lebensmittel für Arbeiter und Kapitalisten. Dies ist auch die Tatsache, auf die Smith annähernd stieß in seinen Betrachtungen über die Nichtkongruenz der Kategorien fixes Kapital, zirkulierendes Kapital und Einkommen bei dem Einzelkapitalisten und bei der Gesellschaft.
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Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, konstruiert Marx die folgende Formel der kapitalistischen Reproduktion:
Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, konstruiert Marx die folgende Formel der kapitalistischen Reproduktion:
{| class="wikitable"
|'''<58>'''
|I.
|4.000 c +
|1.000 v +
|1.000 m =
|6.000 Produktionsmittel.
|-
|
|II.
|2.000 c +
|500 v +
|500 m =
|3.000 Konsumtionsmittel.(4)
|}
Die Zahlen dieser Formel drücken Wertgrößen, also Geldmengen, aus, die an sich willkürlich, ihre ''Verhältnisse'' aber exakt sind. Die beiden Abteilungen unterscheiden sich durch die Gebrauchsgestalt der hergestellten Waren voneinander. Ihre gegenseitige Zirkulation vollzieht sich folgendermaßen: Die erste Abteilung liefert für die ganze Produktion, also für sich wie für die zweite Abteilung, Produktionsmittel; daraus folgt schon, daß zum glatten Fortgang der Reproduktion (hier wird immer noch einfache Reproduktion - im alten Umfang - zugrunde gelegt) das Gesamtprodukt der ersten Abteilung (6.000 I) an Wert der Summe der konstanten Kapitale in den beiden Abteilungen (I 4.000 c + II 2.000 c) gleich sein muß. Ebenso liefert die zweite Abteilung Lebensmittel für die ganze Gesellschaft, also sowohl für die eigenen Arbeiter und Kapitalisten wie für diejenigen der ersten Abteilung. Daraus folgt, daß für den glatten Verlauf der Konsumtion und der Produktion und ihre Erneuerung im früheren Umfange nötig ist, daß die von der zweiten Abteilung gelieferte Gesamtmenge der Lebensmittel an Wert den Einkommensbeträgen aller beschäftigten Arbeiter und Kapitalisten der Gesellschaft gleichkommt - hier 3.000 II = (1.000 v + 1.000 m) I + (500 v + 500 m) II.


<58>
Hier haben wir nur in der Tat in Wertverhältnissen ausgedrückt, was Grundlage nicht nur der kapitalistischen Reproduktion, sondern der Reproduktion jeder Gesellschaft ist. In jeder produzierenden Gesellschaft, welche ihre soziale Form auch sei - in der primitiven kleinen Dorfgemeinde der Bakaïri Brasiliens, in dem großen Oikos mit Sklaven eines Timon von Athen oder auf den kaiserlichen Fronhöfen Karls des Großen -, muß die verfügbare Arbeitsmenge der Gesellschaft so verteilt werden. daß sowohl Produktionsmittel in genügender Menge wie Lebensmittel hergestellt werden. Und zwar müssen die ersteren ausreichen ebenso zur direkten Herstellung von Lebensmitteln wie zur künftigen Erneuerung der Produktionsmittel selbst, die Lebensmittel aber zur Erhaltung der mit ihrer Herstellung wie mit der Herstellung der Produktionsmittel beschäftigten Arbeitenden und obendrein zur Erhaltung aller Nichtarbeitenden. Insofern ist das Marxsche Schema in seiner allgemeinen Proportion die allgemeine absolute Grundlage der gesellschaftlichen Reproduktion, nur daß hier die gesellschaftlich notwendige Arbeit als Wert erscheint, die Produktionsmittel als konstantes Kapital, die zur Erhaltung der Arbeiten- '''<59>''' den notwendige Arbeit als variables Kapital und die zur Erhaltung der Nichtarbeitenden notwendige als Mehrwert.
 
I.
 
4.000 c +
 
1.000 v +
 
1.000 m =
 
6.000 Produktionsmittel.
 
II.
 
2.000 c +
 
500 v +
 
500 m =
 
3.000 Konsumtionsmittel.(4)
 
Die Zahlen dieser Formel drücken Wertgrößen, also Geldmengen, aus, die an sich willkürlich, ihre Verhältnisse aber exakt sind. Die beiden Abteilungen unterscheiden sich durch die Gebrauchsgestalt der hergestellten Waren voneinander. Ihre gegenseitige Zirkulation vollzieht sich folgendermaßen: Die erste Abteilung liefert für die ganze Produktion, also für sich wie für die zweite Abteilung, Produktionsmittel; daraus folgt schon, daß zum glatten Fortgang der Reproduktion (hier wird immer noch einfache Reproduktion - im alten Umfang - zugrunde gelegt) das Gesamtprodukt der ersten Abteilung (6.000 I) an Wert der Summe der konstanten Kapitale in den beiden Abteilungen (I 4.000 c + II 2.000 c) gleich sein muß. Ebenso liefert die zweite Abteilung Lebensmittel für die ganze Gesellschaft, also sowohl für die eigenen Arbeiter und Kapitalisten wie für diejenigen der ersten Abteilung. Daraus folgt, daß für den glatten Verlauf der Konsumtion und der Produktion und ihre Erneuerung im früheren Umfange nötig ist, daß die von der zweiten Abteilung gelieferte Gesamtmenge der Lebensmittel an Wert den Einkommensbeträgen aller beschäftigten Arbeiter und Kapitalisten der Gesellschaft gleichkommt - hier 3.000 II = (1.000 v + 1.000 m) I + (500 v + 500 m) II.
 
Hier haben wir nur in der Tat in Wertverhältnissen ausgedrückt, was Grundlage nicht nur der kapitalistischen Reproduktion, sondern der Reproduktion jeder Gesellschaft ist. In jeder produzierenden Gesellschaft, welche ihre soziale Form auch sei - in der primitiven kleinen Dorfgemeinde der Bakaïri Brasiliens, in dem großen Oikos mit Sklaven eines Timon von Athen oder auf den kaiserlichen Fronhöfen Karls des Großen -, muß die verfügbare Arbeitsmenge der Gesellschaft so verteilt werden. daß sowohl Produktionsmittel in genügender Menge wie Lebensmittel hergestellt werden. Und zwar müssen die ersteren ausreichen ebenso zur direkten Herstellung von Lebensmitteln wie zur künftigen Erneuerung der Produktionsmittel selbst, die Lebensmittel aber zur Erhaltung der mit ihrer Herstellung wie mit der Herstellung der Produktionsmittel beschäftigten Arbeitenden und obendrein zur Erhaltung aller Nichtarbeitenden. Insofern ist das Marxsche Schema in seiner allgemeinen Proportion die allgemeine absolute Grundlage der gesellschaftlichen Reproduktion, nur daß hier die gesellschaftlich notwendige Arbeit als Wert erscheint, die Produktionsmittel als konstantes Kapital, die zur Erhaltung der Arbeiten- <59> den notwendige Arbeit als variables Kapital und die zur Erhaltung der Nichtarbeitenden notwendige als Mehrwert.


In der kapitalistischen Gesellschaft beruht aber die Zirkulation zwischen den zwei großen Abteilungen auf Warenaustausch, auf Austausch von Äquivalenten. Die Arbeiter und Kapitalisten der Abteilung I können nur soviel Lebensmittel von der Abteilung II erhalten, wie sie ihr an der eigenen Ware, an Produktionsmitteln, liefern können. Der Bedarf der Abteilung II an Produktionsmitteln wird aber bemessen durch die Größe ihres konstanten Kapitals. Daraus folgt also, daß die Summe des variablen Kapitals und des Mehrwerts in der Produktion der Produktionsmittel - hier (1.000 v + 1.000 m) I - dem konstanten Kapital in der Produktion der Lebensmittel - hier 2.000 c II - gleich sein muß.
In der kapitalistischen Gesellschaft beruht aber die Zirkulation zwischen den zwei großen Abteilungen auf Warenaustausch, auf Austausch von Äquivalenten. Die Arbeiter und Kapitalisten der Abteilung I können nur soviel Lebensmittel von der Abteilung II erhalten, wie sie ihr an der eigenen Ware, an Produktionsmitteln, liefern können. Der Bedarf der Abteilung II an Produktionsmitteln wird aber bemessen durch die Größe ihres konstanten Kapitals. Daraus folgt also, daß die Summe des variablen Kapitals und des Mehrwerts in der Produktion der Produktionsmittel - hier (1.000 v + 1.000 m) I - dem konstanten Kapital in der Produktion der Lebensmittel - hier 2.000 c II - gleich sein muß.
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Eine wichtige Bemerkung muß noch zu dem obigen Schema gemacht werden. Das angegebene konstante Kapital seiner beiden Abteilungen ist in Wirklichkeit nur ein Teil des von der Gesellschaft angewandten konstanten Kapitals. Letzteres zerfällt in fixes - Baulichkeiten, Werkzeuge, Arbeitstiere -, das in mehreren Produktionsperioden fungiert, in jeder aber nur mit einem Teil seines Wertes - im Verhältnis zum eigenen Verschleiß - in das Produkt eingeht, und in zirkulierendes - Rohstoffe, Hilfsstoffe, Heizungs- und Beleuchtungsstoffe -, das in jeder Produktionsperiode ganz mit dem Wert in das neue Produkt eingeht. Für die Reproduktion kommt aber nur der Teil der Produktionsmittel in Betracht, der wirklich in die Wertproduktion eingeht, der übrige, außerhalb des Produkts übriggebliebene und fortfungierende Teil des fixen Kapitals muß zwar im Auge behalten, kann jedoch bei der exakten Darstellung der gesellschaftlichen Zirkulation außer Betracht gelassen werden, ohne die Richtigkeit der Darstellung zu beeinträchtigen. Dies kann leicht bewiesen werden.
Eine wichtige Bemerkung muß noch zu dem obigen Schema gemacht werden. Das angegebene konstante Kapital seiner beiden Abteilungen ist in Wirklichkeit nur ein Teil des von der Gesellschaft angewandten konstanten Kapitals. Letzteres zerfällt in fixes - Baulichkeiten, Werkzeuge, Arbeitstiere -, das in mehreren Produktionsperioden fungiert, in jeder aber nur mit einem Teil seines Wertes - im Verhältnis zum eigenen Verschleiß - in das Produkt eingeht, und in zirkulierendes - Rohstoffe, Hilfsstoffe, Heizungs- und Beleuchtungsstoffe -, das in jeder Produktionsperiode ganz mit dem Wert in das neue Produkt eingeht. Für die Reproduktion kommt aber nur der Teil der Produktionsmittel in Betracht, der wirklich in die Wertproduktion eingeht, der übrige, außerhalb des Produkts übriggebliebene und fortfungierende Teil des fixen Kapitals muß zwar im Auge behalten, kann jedoch bei der exakten Darstellung der gesellschaftlichen Zirkulation außer Betracht gelassen werden, ohne die Richtigkeit der Darstellung zu beeinträchtigen. Dies kann leicht bewiesen werden.


Denken wir uns das konstante Kapital 6.000 c der I. und der II. Abteilung, das in das Jahresprodukt dieser Abteilung tatsächlich eingeht als bestehend aus 1.500 c fixem und 4.500 c zirkulierendem, wobei die 1.500 c fixes den Jahresverschleiß der Baulichkeiten, Maschinen, Arbeitstiere darstellen usw. Dieser Jahresverschleiß sei gleich 10 Prozent des Gesamtwerts des fixen Kapitals, das in Anwendung kommt. Dann hätten wir in Wirklichkeit in den beiden Abteilungen 15.000 c fixes 4.500 c zirkulierendes Kapital, zusammen also 19.500 c + 1.500 v an gesellschaftlichem Gesamtkapital. Das ganze fixe Kapital jedoch, dessen Lebensdauer (bei 10 Prozent Jahresverschleiß) auf 10 Jahre angenommen wird, muß erst nach 10 Jahren erneuert werden. Inzwischen geht jedes Jahr ein Zehntel seines <60> Werts in die gesellschaftliche Produktion ein. Würde das gesamte fixe Kapital der Gesellschaft in gleichem Maße verschleißen und gleiche Lebensdauer haben, so müßte es - bei unserer Annahme - alle zehn Jahre auf einmal in seiner Totalität erneuert werden. Dies ist aber nicht der Fall. Von den verschiedenen Gebrauchsgestalten und Teilen des fixen Kapitals dauern die einen kürzer, die anderen länger, der Verschleiß und die Lebensdauer sind bei verschiedenen Gattungen und Individuen des fixen Kapitals ganz verschieden. Daraus ergibt sich, daß auch die Erneuerung die Reproduktion des fixen Kapitals in seiner konkreten Gebrauchsgestalt durchaus nicht auf einmal in ihrer Totalität vorgenommen zu werden braucht, sondern daß fortwährend an verschiedenen Punkten der gesellschaftlichen Produktion eine Erneuerung von Teilen des fixen Kapitals stattfindet, während andere Teile noch in ihrer alten Gestalt fortfahren zu fungieren. Der 10prozentige Verschleiß des fixen Kapitals, den wir in unserem Beispiel angenommen haben, bedeutet also nicht, daß alle 10 Jahre eine einmalige Reproduktion des fixen Kapitals im Werte von 15.000 c stattfinden muß, sondern daß jährlich im Durchschnitt die Erneuerung und der Ersatz eines Teils des gesamten fixen Kapitals der Gesellschaft, der dem zehnten Wertteil dieses Kapitals entspricht, stattfinden muß, d.h., daß in der Abteilung I, die den Gesamtgebrauch der Gesellschaft an Produktionsmitteln zu decken hat, jährlich neben der Reproduktion der ganzen Roh- und Hilfsstoffe usw., des zirkulierenden Kapitals im Werte von 4.500, auch noch die Herstellung von Gebrauchsgestalten des fixen Kapitals, also Baulichkeiten, Maschinen usw. im Belaufe von 1.500, die dem tatsächlichen Verschleiß des fixen Kapitals entspricht, stattfinden muß; zusammen 6.000 c, die auch im Schema angenommen wurden. Fährt die Abteilung I fort, in dieser Weise jährlich ein Zehntel des fixen Kapitals in seiner Gebrauchsgestalt zu erneuern, so wird sich finden, daß alle zehn Jahre das ganze fixe Kapital der Gesellschaft an Kopf und Gliedern durch neue Exemplare ersetzt worden ist, daß also die Reproduktion auch derjenigen seiner Teile, die wir, dem Wert nach, außer Betracht gelassen haben, im obigen Schema vollkommen berücksichtigt ist.
Denken wir uns das konstante Kapital 6.000 c der I. und der II. Abteilung, das in das Jahresprodukt dieser Abteilung tatsächlich eingeht als bestehend aus 1.500 c fixem und 4.500 c zirkulierendem, wobei die 1.500 c fixes den Jahresverschleiß der Baulichkeiten, Maschinen, Arbeitstiere darstellen usw. Dieser Jahresverschleiß sei gleich 10 Prozent des Gesamtwerts des fixen Kapitals, das in Anwendung kommt. Dann hätten wir in Wirklichkeit in den beiden Abteilungen 15.000 c fixes 4.500 c zirkulierendes Kapital, zusammen also 19.500 c + 1.500 v an gesellschaftlichem Gesamtkapital. Das ganze fixe Kapital jedoch, dessen Lebensdauer (bei 10 Prozent Jahresverschleiß) auf 10 Jahre angenommen wird, muß erst nach 10 Jahren erneuert werden. Inzwischen geht jedes Jahr ein Zehntel seines '''<60>''' Werts in die gesellschaftliche Produktion ein. Würde das gesamte fixe Kapital der Gesellschaft in gleichem Maße verschleißen und gleiche Lebensdauer haben, so müßte es - bei unserer Annahme - alle zehn Jahre auf einmal in seiner Totalität erneuert werden. Dies ist aber nicht der Fall. Von den verschiedenen Gebrauchsgestalten und Teilen des fixen Kapitals dauern die einen kürzer, die anderen länger, der Verschleiß und die Lebensdauer sind bei verschiedenen Gattungen und Individuen des fixen Kapitals ganz verschieden. Daraus ergibt sich, daß auch die Erneuerung die Reproduktion des fixen Kapitals in seiner konkreten Gebrauchsgestalt durchaus nicht auf einmal in ihrer Totalität vorgenommen zu werden braucht, sondern daß fortwährend an verschiedenen Punkten der gesellschaftlichen Produktion eine Erneuerung von Teilen des fixen Kapitals stattfindet, während andere Teile noch in ihrer alten Gestalt fortfahren zu fungieren. Der 10prozentige Verschleiß des fixen Kapitals, den wir in unserem Beispiel angenommen haben, bedeutet also nicht, daß alle 10 Jahre eine einmalige Reproduktion des fixen Kapitals im Werte von 15.000 c stattfinden muß, sondern daß jährlich im Durchschnitt die Erneuerung und der Ersatz eines Teils des gesamten fixen Kapitals der Gesellschaft, der dem zehnten Wertteil dieses Kapitals entspricht, stattfinden muß, d.h., daß in der Abteilung I, die den Gesamtgebrauch der Gesellschaft an Produktionsmitteln zu decken hat, jährlich neben der Reproduktion der ganzen Roh- und Hilfsstoffe usw., des zirkulierenden Kapitals im Werte von 4.500, auch noch die Herstellung von Gebrauchsgestalten des fixen Kapitals, also Baulichkeiten, Maschinen usw. im Belaufe von 1.500, die dem tatsächlichen Verschleiß des fixen Kapitals entspricht, stattfinden muß; zusammen 6.000 c, die auch im Schema angenommen wurden. Fährt die Abteilung I fort, in dieser Weise jährlich ein Zehntel des fixen Kapitals in seiner Gebrauchsgestalt zu erneuern, so wird sich finden, daß alle zehn Jahre das ganze fixe Kapital der Gesellschaft an Kopf und Gliedern durch neue Exemplare ersetzt worden ist, daß also die Reproduktion auch derjenigen seiner Teile, die wir, dem Wert nach, außer Betracht gelassen haben, im obigen Schema vollkommen berücksichtigt ist.


Praktisch äußert sich dieser Vorgang darin, daß jeder Kapitalist aus seiner jährlichen Produktion nach der Realisierung der Waren eine gewisse Geldsumme für Amortisation des fixen Kapitals auf die Seite legt. Diese einzelnen Jahresabschreibungen müssen erst einen Betrag von gewisser Höhe ausmachen, bevor der Kapitalist tatsächlich sein fixes Kapital erneuert resp. durch andere, leistungsfähigere Exemplare ersetzt. Diese abwechselnde Tätigkeit jährlicher Rücklagen von Geldbeträgen für die Er- <61> neuerung des fixen Kapitals und einer periodischen Verwendung der angesammelten Summe zur tatsächlichen Erneuerung des fixen Kapitals fällt aber bei verschiedenen individuellen Kapitalisten auseinander, so daß die einen noch Rücklagen machen, während andere bereits die Renovierung vornehmen. Auf diese Weise ergibt jedes Jahr die Erneuerung eines Teils des fixen Kapitals. Die Geldvorgänge maskieren hier nur den wirklichen Vorgang, der den Reproduktionsprozeß des fixen Kapitals charakterisiert.
Praktisch äußert sich dieser Vorgang darin, daß jeder Kapitalist aus seiner jährlichen Produktion nach der Realisierung der Waren eine gewisse Geldsumme für Amortisation des fixen Kapitals auf die Seite legt. Diese einzelnen Jahresabschreibungen müssen erst einen Betrag von gewisser Höhe ausmachen, bevor der Kapitalist tatsächlich sein fixes Kapital erneuert resp. durch andere, leistungsfähigere Exemplare ersetzt. Diese abwechselnde Tätigkeit jährlicher Rücklagen von Geldbeträgen für die Er- '''<61>''' neuerung des fixen Kapitals und einer periodischen Verwendung der angesammelten Summe zur tatsächlichen Erneuerung des fixen Kapitals fällt aber bei verschiedenen individuellen Kapitalisten auseinander, so daß die einen noch Rücklagen machen, während andere bereits die Renovierung vornehmen. Auf diese Weise ergibt jedes Jahr die Erneuerung eines Teils des fixen Kapitals. Die Geldvorgänge maskieren hier nur den wirklichen Vorgang, der den Reproduktionsprozeß des fixen Kapitals charakterisiert.


Das ist bei näherem Zusehen auch ganz in der Ordnung. Das fixe Kapital nimmt zwar in seiner Totalität am Produktionsprozeß teil, aber nur als eine Masse von Gebrauchsgegenständen. Baulichkeiten, Maschinen, Arbeitsvieh werden in ihrer ganzen Körperlichkeit im Arbeitsprozeß in Anspruch genommen. In die Wertproduktion jedoch gehen sie - darin besteht gerade ihre Besonderheit als fixes Kapital - nur mit einem Teil ihres Wertes ein. Da im Prozeß der Reproduktion (unter Voraussetzung einfacher Reproduktion) es nur darauf ankommt, die während der Jahresproduktion an Lebensmitteln wie an Produktionsmitteln tatsächlich verzehrten Werte in ihrer Naturalgestalt wieder zu ersetzen, so kommt auch das fixe Kapital für die Reproduktion nur in dem Maße in Betracht, als es tatsächlich in die produzierten Waren eingegangen ist. Der übrige in der gesamten Gebrauchsgestalt des fixen Kapitals verkörperte Wertteil ist von entscheidender Wichtigkeit für die Produktion als Arbeitsprozeß, existiert aber nicht für die jährliche Reproduktion der Gesellschaft als Wertbildungsprozeß.
Das ist bei näherem Zusehen auch ganz in der Ordnung. Das fixe Kapital nimmt zwar in seiner Totalität am Produktionsprozeß teil, aber nur als eine Masse von Gebrauchsgegenständen. Baulichkeiten, Maschinen, Arbeitsvieh werden in ihrer ganzen Körperlichkeit im Arbeitsprozeß in Anspruch genommen. In die Wertproduktion jedoch gehen sie - darin besteht gerade ihre Besonderheit als fixes Kapital - nur mit einem Teil ihres Wertes ein. Da im Prozeß der Reproduktion (unter Voraussetzung einfacher Reproduktion) es nur darauf ankommt, die während der Jahresproduktion an Lebensmitteln wie an Produktionsmitteln tatsächlich verzehrten Werte in ihrer Naturalgestalt wieder zu ersetzen, so kommt auch das fixe Kapital für die Reproduktion nur in dem Maße in Betracht, als es tatsächlich in die produzierten Waren eingegangen ist. Der übrige in der gesamten Gebrauchsgestalt des fixen Kapitals verkörperte Wertteil ist von entscheidender Wichtigkeit für die Produktion als Arbeitsprozeß, existiert aber nicht für die jährliche Reproduktion der Gesellschaft als Wertbildungsprozeß.


Übrigens trifft der Vorgang, der hier in Wertverhältnissen zum Ausdruck kommt, genauso für jede auch nicht warenproduzierende Gesellschaft zu. Wenn es z.B. zur Herstellung des berühmten Mörissees nebst dazugehörigen Nilkanälen im alten Ägypten, jenem Wundersee, von dem uns Herodot erzählt, daß er "von Händen gemacht" war, sagen wir, einst einer zehnjährigen Arbeit von 1.000 Fellachen bedurft hatte und wenn zur Instandhaltung dieser großartigsten Wasseranlage der Welt jedes Jahr die volle Arbeitskraft von weiteren 100 Fellachen erforderlich war (die Zahlen sind, versteht sich, willkürlich), so kann man sagen, daß das Mörisstaubecken mit Kanälen nach hundert Jahren allemal neureproduziert wurde, ohne daß in Wirklichkeit jedes Jahrhundert die Anlage in ihrer Gesamtheit auf einmal hergestellt worden wäre. Dies ist so wahr, daß, als mit den stürmischen Wechselfällen der politischen Geschichte und den fremden Eroberungen die übliche rohe Vernachlässigung der alten Kulturwerke eintrat, wie sie z.B. auch von den Engländern in Indien an den Tag gelegt wurde, als für die Reproduktionsbedürfnisse der altertümlichen Kultur <62> das Verständnis geschwunden war, da verschwand mit der Zeit der ganze Mörissee, mit Wasser, Dämmen und Kanälen, mit den beiden Pyramiden in seiner Mitte, dem Koloß darauf und anderen Wunderdingen, so spurlos, wie wenn er nie errichtet worden wäre. Nur zehn Zeilen im Herodot, ein Fleck auf der Weltkarte des Ptolemäus sowie Spuren alter Kulturen und großer Dörfer und Städte zeugen, daß einst reiches Leben aus der grandiosen Wasseranlage quoll, wo sich heute öde Sandwüsten im inneren Libyen und öde Sümpfe entlang der Seeküste erstrecken.
Übrigens trifft der Vorgang, der hier in Wertverhältnissen zum Ausdruck kommt, genauso für jede auch nicht warenproduzierende Gesellschaft zu. Wenn es z.B. zur Herstellung des berühmten Mörissees nebst dazugehörigen Nilkanälen im alten Ägypten, jenem Wundersee, von dem uns Herodot erzählt, daß er "von Händen gemacht" war, sagen wir, einst einer zehnjährigen Arbeit von 1.000 Fellachen bedurft hatte und wenn zur Instandhaltung dieser großartigsten Wasseranlage der Welt jedes Jahr die volle Arbeitskraft von weiteren 100 Fellachen erforderlich war (die Zahlen sind, versteht sich, willkürlich), so kann man sagen, daß das Mörisstaubecken mit Kanälen nach hundert Jahren allemal neureproduziert wurde, ohne daß in Wirklichkeit jedes Jahrhundert die Anlage in ihrer Gesamtheit auf einmal hergestellt worden wäre. Dies ist so wahr, daß, als mit den stürmischen Wechselfällen der politischen Geschichte und den fremden Eroberungen die übliche rohe Vernachlässigung der alten Kulturwerke eintrat, wie sie z.B. auch von den Engländern in Indien an den Tag gelegt wurde, als für die Reproduktionsbedürfnisse der altertümlichen Kultur '''<62>''' das Verständnis geschwunden war, da verschwand mit der Zeit der ganze Mörissee, mit Wasser, Dämmen und Kanälen, mit den beiden Pyramiden in seiner Mitte, dem Koloß darauf und anderen Wunderdingen, so spurlos, wie wenn er nie errichtet worden wäre. Nur zehn Zeilen im Herodot, ein Fleck auf der Weltkarte des Ptolemäus sowie Spuren alter Kulturen und großer Dörfer und Städte zeugen, daß einst reiches Leben aus der grandiosen Wasseranlage quoll, wo sich heute öde Sandwüsten im inneren Libyen und öde Sümpfe entlang der Seeküste erstrecken.


In einem Falle könnte uns nur das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion vom Standpunkte des fixen Kapitals ungenügend oder lückenhaft erscheinen. Wenn wir uns nämlich in die Produktionsperiode zurückversetzen, wo das gesamte fixe Kapital erst geschaffen wurde. In der Tat, die Gesellschaft besitzt an geleisteter Arbeit mehr als den Teil des fixen Kapitals, der jeweilig in den Wert des Jahresprodukts eingeht und von ihm wieder ersetzt wird. In den Zahlen unseres Beispiels: das gesellschaftliche Gesamtkapital beträgt nicht 6.000 c + 1.500 v wie im Schema, sondern 19.500 c + 1.500 v. Jährlich wird zwar von dem fixen Kapital, das nach unserer Annahme 15.000 c beträgt, 1.500 in Gestalt von entsprechenden Produktionsmitteln reproduziert. Aber so viel wird auch jährlich in derselben Produktion verzehrt. Nach zehn Jahren wird zwar das ganze fixe Kapital als Gebrauchsgestalt, als eine Summe von Gegenständen total erneuert. Aber nach zehn Jahren wie in jedem Jahre besitzt die Gesellschaft 15.000 c an fixem Kapital, während sie nur 1.500 c jährlich leistet, oder an konstantem Kapital besitzt sie im ganzen 19.500, während sie nur 6.000 c schafft. Offenbar muß sie diesen Überschuß an 13.500 fixem Kapital durch ihre Arbeit geschaffen haben; sie besitzt an aufgespeicherter vergangener Arbeit mehr, als es aus unserem Reproduktionsschema hervorgeht. Jeder gesellschaftliche jährliche Arbeitstag stützt sich schon hier, als auf gegebene Basis, auf einige vorgeleistete, aufgespeicherte jährliche Arbeitstage. Doch mit dieser Frage nach der vergangenen Arbeit, die die Grundlage aller jetzigen Arbeit ist, versetzen wir uns an den "Anfang aller Anfänge", der in der wirtschaftlichen Entwicklung der Menschen ebensowenig gilt wie in der natürlichen Entwicklung des Stoffes. Das Reproduktionsschema will und soll nicht den Anfangsmoment, den gesellschaftlichen Prozeß in statu nascendi darstellen, sondern es packt ihn mitten im Fluß, als ein Glied in "des Daseins unendlicher Kette". Die vergangene Arbeit ist stets die Voraussetzung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses, mögen wir ihn so weit zurückverfolgen, wie wir wollen. Wie die gesellschaftliche Arbeit kein Ende, so hat sie auch keinen Anfang. Die Anfänge <63> der Grundlagen des Reproduktionsprozesses verlieren sich in jener sagenhaften Dämmerung der Kulturgeschichte, in der sich auch die Entstehungsgeschichte des Mörissees des Herodot verliert. Mit dem technischen Fortschritt und der Kulturentwicklung ändert sieh die Gestalt der Produktionsmittel, plumpe Paläolithen werden durch geschliffene Werkzeuge ersetzt, Steinwerkzeuge durch elegante Bronze- und Eisengeräte, Handwerkzeug durch Dampfmaschine. Aber bei all dem Wechsel in der Gestalt der Produktionsmittel und den gesellschaftlichen Formen des Produktionsprozesses besitzt die Gesellschaft als Grundlage ihres Arbeitsprozesses stets eine gewisse Menge vergegenständlichter vergangener Arbeit, die ihr als Basis für die jährliche Reproduktion dient.
In einem Falle könnte uns nur das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion vom Standpunkte des fixen Kapitals ungenügend oder lückenhaft erscheinen. Wenn wir uns nämlich in die Produktionsperiode zurückversetzen, wo das gesamte fixe Kapital erst geschaffen wurde. In der Tat, die Gesellschaft besitzt an geleisteter Arbeit mehr als den Teil des fixen Kapitals, der jeweilig in den Wert des Jahresprodukts eingeht und von ihm wieder ersetzt wird. In den Zahlen unseres Beispiels: das gesellschaftliche Gesamtkapital beträgt nicht 6.000 c + 1.500 v wie im Schema, sondern 19.500 c + 1.500 v. Jährlich wird zwar von dem fixen Kapital, das nach unserer Annahme 15.000 c beträgt, 1.500 in Gestalt von entsprechenden Produktionsmitteln reproduziert. Aber so viel wird auch jährlich in derselben Produktion verzehrt. Nach zehn Jahren wird zwar das ganze fixe Kapital als Gebrauchsgestalt, als eine Summe von Gegenständen total erneuert. Aber nach zehn Jahren wie in jedem Jahre besitzt die Gesellschaft 15.000 c an fixem Kapital, während sie nur 1.500 c jährlich leistet, oder an konstantem Kapital besitzt sie im ganzen 19.500, während sie nur 6.000 c schafft. Offenbar muß sie diesen Überschuß an 13.500 fixem Kapital durch ihre Arbeit geschaffen haben; sie besitzt an aufgespeicherter vergangener Arbeit mehr, als es aus unserem Reproduktionsschema hervorgeht. Jeder gesellschaftliche jährliche Arbeitstag stützt sich schon hier, als auf gegebene Basis, auf einige vorgeleistete, aufgespeicherte jährliche Arbeitstage. Doch mit dieser Frage nach der vergangenen Arbeit, die die Grundlage aller jetzigen Arbeit ist, versetzen wir uns an den "Anfang aller Anfänge", der in der wirtschaftlichen Entwicklung der Menschen ebensowenig gilt wie in der natürlichen Entwicklung des Stoffes. Das Reproduktionsschema will und soll nicht den Anfangsmoment, den gesellschaftlichen Prozeß in statu nascendi darstellen, sondern es packt ihn mitten im Fluß, als ein Glied in "des Daseins unendlicher Kette". Die vergangene Arbeit ist stets die Voraussetzung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses, mögen wir ihn so weit zurückverfolgen, wie wir wollen. Wie die gesellschaftliche Arbeit kein Ende, so hat sie auch keinen Anfang. Die Anfänge '''<63>''' der Grundlagen des Reproduktionsprozesses verlieren sich in jener sagenhaften Dämmerung der Kulturgeschichte, in der sich auch die Entstehungsgeschichte des Mörissees des Herodot verliert. Mit dem technischen Fortschritt und der Kulturentwicklung ändert sieh die Gestalt der Produktionsmittel, plumpe Paläolithen werden durch geschliffene Werkzeuge ersetzt, Steinwerkzeuge durch elegante Bronze- und Eisengeräte, Handwerkzeug durch Dampfmaschine. Aber bei all dem Wechsel in der Gestalt der Produktionsmittel und den gesellschaftlichen Formen des Produktionsprozesses besitzt die Gesellschaft als Grundlage ihres Arbeitsprozesses stets eine gewisse Menge vergegenständlichter vergangener Arbeit, die ihr als Basis für die jährliche Reproduktion dient.


Bei der kapitalistischen Produktionsweise erhält die in den Produktionsmitteln aufgespeicherte vergangene Arbeit der Gesellschaft die Gestalt von Kapital, und die Frage nach der Herkunft der vergangenen Arbeit. welche die Grundlage des Reproduktionsprozesses bildet, verwandelt sich in die Frage nach der Genesis des Kapitals. Diese ist freilich viel weniger sagenhaft, vielmehr mit blutigen Lettern in die neuzeitliche Geschichte eingetragen als das Kapitel von der sogenannten ursprünglichen Akkumulation. Die Tatsache selbst aber, daß wir uns die einfache Reproduktion nicht anders als unter Voraussetzung vergangener aufgespeicherter Arbeit denken können, die an Umfang die jährlich zur Erhaltung der Gesellschaft geleistete Arbeit übertrifft, berührt die wunde Stelle der einfachen Reproduktion und beweist, daß sie nicht bloß für die kapitalistische Produktion, sondern für den Kulturfortschritt im allgemeinen bloß eine Fiktion ist. Um uns nur diese Fiktion selbst exakt - im Schema - vorzustellen, müssen wir als ihre Voraussetzung die Ergebnisse eines vergangenen Produktionsprozesses annehmen, der selbst unmöglich auf die einfache Reproduktion beschränkt, vielmehr bereits auf die erweiterte Reproduktion gerichtet war. Zur Erläuterung dieser Tatsache an einem Beispiel können wir das gesamte fixe Kapital der Gesellschaft mit einer Eisenbahn vergleichen. Die Dauerhaftigkeit und also auch der jährliche Verschleiß verschiedener Teile der Eisenbahn sind sehr verschieden. Solche Teile wie Viadukte, Tunnels können Jahrhunderte dauern, Lokomotiven Jahrzehnte, sonstiges rollendes Material wird sich in ganz kurzen Fristen. zum Teil in wenigen Monaten abnutzen. Es ergibt sich aber dabei ein gewisser durchschnittlicher Verschleiß, der, sagen wir, 30 Jahre ausmachen, also jährlich auf den Wertverlust von 1/30 des Ganzen hinauslaufen wird. Dieser Wertverlust wird nun fortlaufend wieder ersetzt durch teilweise Reproduktion der Eisenbahn (die als Reparaturen figu- <64> rieren mag), indem heute ein Wagen, morgen ein Lokomotiventeil, übermorgen eine Strecke Gleise erneuert wird. Auf diese Weise wird nach Verlauf von 30 Jahren (bei unserer Annahme) die alte Eisenbahn durch eine neue ersetzt, wobei jahrein, jahraus dieselbe Arbeitsmenge von der Gesellschaft geleistet wird, also einfache Reproduktion stattfindet. Aber so kann eine Eisenbahn bloß reproduziert, so kann sie nicht produziert werden. Um sie in Gebrauch nehmen und ihren allmählichen Verschleiß durch den Gebrauch allmählich ersetzen zu können, muß die Eisenbahn erst einmal ganz fertiggestellt werden. Man kann die Eisenbahn stückweise reparieren, man kann sie aber nicht stückweise - heute eine Achse, morgen einen Wagen - gebrauchsfähig machen. Denn dies charakterisiert gerade das fixe Kapital, daß es sachlich, als Gebrauchswert, jederzeit in seiner Totalität in den Arbeitsprozeß eingeht. Um seine Gebrauchsgestalt also einmal erst fertigzustellen, muß die Gesellschaft auf einmal eine größere Arbeitsmenge auf seine Herstellung konzentrieren. Sie muß - um in den Zahlen unseres Beispiels zu sprechen - zur Herstellung der Eisenbahn ihre dreißigjährige, auf die Reparaturen verwendete Arbeitsmenge, sagen wir, auf zwei oder drei Jahre konzentrieren. In dieser Herstellungsperiode muß sie demnach eine über den Durchschnitt hinausgehende Arbeitsmenge leisten, also zur erweiterten Reproduktion greifen, worauf sie - nach Fertigstellung der Eisenbahn - zur einfachen Reproduktion zurückkehren mag. Freilich darf man sich dabei das jeweilige gesamte fixe Kapital der Gesellschaft nicht als einen zusammenhängenden Gebrauchsgegenstand oder Komplex von Gegenständen vorstellen, der immer auf einmal geschaffen werden müsse. Aber alle wichtigeren Arbeitsinstrumente, Gebäude, Verkehrsmittel, landwirtschaftlichen Konstruktionen bedürfen zu ihrer Herstellung einer größeren konzentrierten Arbeitsausgabe, was so gut auf die moderne Eisenbahn und das Luftschiff wie auf das ungeschliffene Stein und die Handmühle zutrifft. Daraus folgt, daß die einfache Reproduktion an sich nur in periodischer Abwechslung mit erweiterter Reproduktion gedacht werden kann, was nicht bloß durch den Kulturfortschritt und das Wachstum der Bevölkerung im allgemeinen, sondern durch die ökonomische Form des fixen Kapitals oder der Produktionsmittel bedingt ist, die in jeder Gesellschaft dem fixen Kapital entsprechen.
Bei der kapitalistischen Produktionsweise erhält die in den Produktionsmitteln aufgespeicherte vergangene Arbeit der Gesellschaft die Gestalt von Kapital, und die Frage nach der Herkunft der vergangenen Arbeit. welche die Grundlage des Reproduktionsprozesses bildet, verwandelt sich in die Frage nach der Genesis des Kapitals. Diese ist freilich viel weniger sagenhaft, vielmehr mit blutigen Lettern in die neuzeitliche Geschichte eingetragen als das Kapitel von der sogenannten ursprünglichen Akkumulation. Die Tatsache selbst aber, daß wir uns die einfache Reproduktion nicht anders als unter Voraussetzung vergangener aufgespeicherter Arbeit denken können, die an Umfang die jährlich zur Erhaltung der Gesellschaft geleistete Arbeit übertrifft, berührt die wunde Stelle der einfachen Reproduktion und beweist, daß sie nicht bloß für die kapitalistische Produktion, sondern für den Kulturfortschritt im allgemeinen bloß eine Fiktion ist. Um uns nur diese Fiktion selbst exakt - im Schema - vorzustellen, müssen wir als ihre Voraussetzung die Ergebnisse eines vergangenen Produktionsprozesses annehmen, der selbst unmöglich auf die einfache Reproduktion beschränkt, vielmehr bereits auf die erweiterte Reproduktion gerichtet war. Zur Erläuterung dieser Tatsache an einem Beispiel können wir das gesamte fixe Kapital der Gesellschaft mit einer Eisenbahn vergleichen. Die Dauerhaftigkeit und also auch der jährliche Verschleiß verschiedener Teile der Eisenbahn sind sehr verschieden. Solche Teile wie Viadukte, Tunnels können Jahrhunderte dauern, Lokomotiven Jahrzehnte, sonstiges rollendes Material wird sich in ganz kurzen Fristen. zum Teil in wenigen Monaten abnutzen. Es ergibt sich aber dabei ein gewisser durchschnittlicher Verschleiß, der, sagen wir, 30 Jahre ausmachen, also jährlich auf den Wertverlust von <sup>1</sup>/30 des Ganzen hinauslaufen wird. Dieser Wertverlust wird nun fortlaufend wieder ersetzt durch teilweise Reproduktion der Eisenbahn (die als Reparaturen figu- '''<64>''' rieren mag), indem heute ein Wagen, morgen ein Lokomotiventeil, übermorgen eine Strecke Gleise erneuert wird. Auf diese Weise wird nach Verlauf von 30 Jahren (bei unserer Annahme) die alte Eisenbahn durch eine neue ersetzt, wobei jahrein, jahraus dieselbe Arbeitsmenge von der Gesellschaft geleistet wird, also einfache Reproduktion stattfindet. Aber so kann eine Eisenbahn bloß reproduziert, so kann sie nicht produziert werden. Um sie in Gebrauch nehmen und ihren allmählichen Verschleiß durch den Gebrauch allmählich ersetzen zu können, muß die Eisenbahn erst einmal ganz fertiggestellt werden. Man kann die Eisenbahn stückweise reparieren, man kann sie aber nicht stückweise - heute eine Achse, morgen einen Wagen - gebrauchsfähig machen. Denn dies charakterisiert gerade das fixe Kapital, daß es sachlich, als Gebrauchswert, jederzeit in seiner Totalität in den Arbeitsprozeß eingeht. Um seine Gebrauchsgestalt also einmal erst fertigzustellen, muß die Gesellschaft auf einmal eine größere Arbeitsmenge auf seine Herstellung konzentrieren. Sie muß - um in den Zahlen unseres Beispiels zu sprechen - zur Herstellung der Eisenbahn ihre dreißigjährige, auf die Reparaturen verwendete Arbeitsmenge, sagen wir, auf zwei oder drei Jahre konzentrieren. In dieser Herstellungsperiode muß sie demnach eine über den Durchschnitt hinausgehende Arbeitsmenge leisten, also zur erweiterten Reproduktion greifen, worauf sie - nach Fertigstellung der Eisenbahn - zur einfachen Reproduktion zurückkehren mag. Freilich darf man sich dabei das jeweilige gesamte fixe Kapital der Gesellschaft nicht als einen zusammenhängenden Gebrauchsgegenstand oder Komplex von Gegenständen vorstellen, der immer auf einmal geschaffen werden müsse. Aber alle wichtigeren Arbeitsinstrumente, Gebäude, Verkehrsmittel, landwirtschaftlichen Konstruktionen bedürfen zu ihrer Herstellung einer größeren konzentrierten Arbeitsausgabe, was so gut auf die moderne Eisenbahn und das Luftschiff wie auf das ungeschliffene Stein und die Handmühle zutrifft. Daraus folgt, daß die einfache Reproduktion an sich nur in periodischer Abwechslung mit erweiterter Reproduktion gedacht werden kann, was nicht bloß durch den Kulturfortschritt und das Wachstum der Bevölkerung im allgemeinen, sondern durch die ökonomische Form des fixen Kapitals oder der Produktionsmittel bedingt ist, die in jeder Gesellschaft dem fixen Kapital entsprechen.


Marx befaßt sich mit diesem Widerspruch zwischen der Form des fixen Kapitals und der einfachen Reproduktion nicht direkt. Was er hervorhebt, ist nur die Notwendigkeit einer ständigen "Überproduktion", also erweiterten Reproduktion im Zusammenhang mit der unregelmäßigen Verschleißquote des fixen Kapitals, die in einem Jahre größer, in einem ande- <65> ren geringer ist, was periodisch ein Defizit in der Reproduktion zur Folge haben müßte, falls einfache Reproduktion streng eingehalten wäre. Er faßt hier also die erweiterte Reproduktion unter dem Gesichtspunkt des Assekuranzfonds der Gesellschaft für das fixe Kapital ins Auge, nicht vom Standpunkte seiner Herstellung selbst.(5)
Marx befaßt sich mit diesem Widerspruch zwischen der Form des fixen Kapitals und der einfachen Reproduktion nicht direkt. Was er hervorhebt, ist nur die Notwendigkeit einer ständigen "Überproduktion", also erweiterten Reproduktion im Zusammenhang mit der unregelmäßigen Verschleißquote des fixen Kapitals, die in einem Jahre größer, in einem ande- '''<65>''' ren geringer ist, was periodisch ein Defizit in der Reproduktion zur Folge haben müßte, falls einfache Reproduktion streng eingehalten wäre. Er faßt hier also die erweiterte Reproduktion unter dem Gesichtspunkt des Assekuranzfonds der Gesellschaft für das fixe Kapital ins Auge, nicht vom Standpunkte seiner Herstellung selbst.(5)


In einem ganz anderen Zusammenhang bestätigt Marx indirekt, wie es uns scheint, vollkommen die oben ausgesprochene Auffassung. Bei der Analyse der Verwandlung von Revenue in Kapital im Band II, Teil 2 der "Theorien über den Mehrwert" bespricht er die eigentümliche Reproduktion des fixen Kapitals, dessen Ersatz an sich schon einen Akkumulationsfonds liefere, und zieht die folgenden Schlüsse:
In einem ganz anderen Zusammenhang bestätigt Marx indirekt, wie es uns scheint, vollkommen die oben ausgesprochene Auffassung. Bei der Analyse der Verwandlung von Revenue in Kapital im Band II, Teil 2 der "Theorien über den Mehrwert" bespricht er die eigentümliche Reproduktion des fixen Kapitals, dessen Ersatz an sich schon einen Akkumulationsfonds liefere, und zieht die folgenden Schlüsse:


"Aber worauf wir hier kommen wollen, ist folgendes. Wäre das in dem Maschinenbau angewandte Gesamtkapital auch nur groß genug, um den jährlichen déchet der Maschinerie zu ersetzen, so würde es viel mehr Maschinerie produzieren als jährlich bedurft wird, da der déchet zum Teil nur idealiter existiert und realiter erst nach einer gewissen Reihe von Jahren in natura zu ersetzen ist. Das so angewandte Kapital liefert jährlich eine Masse Maschinerie, die für neue Kapitalanlagen vorhanden ist und diese neuen Kapitalanlagen antizipiert. Z.B. während dieses Jahrs beginnt der Maschinenbauer seine Fabrik. Er liefere für 12.000 l. Maschinerie während des Jahrs. So hätte er während der 11 folgenden Jahre bei bloßer Reproduktion der von ihm produzierten Maschinerie nur für 1.000 1. zu produzieren, und selbst diese jährliche Produktion würde nicht jährlich konsumiert. Noch weniger, wenn er sein ganzes Kapital anwendet. Damit dies in Gange bleibe und sich bloß fortwährend jährlich reproduziere, ist neue fortwährende Erweiterung der Fabrikation, die diese Maschinen braucht, nötig. (Noch mehr wenn er selbst akkumuliert.)
"Aber worauf wir hier kommen wollen, ist folgendes. Wäre das in dem Maschinenbau angewandte Gesamtkapital auch nur groß genug, um den jährlichen déchet der Maschinerie zu ersetzen, so würde es viel mehr Maschinerie produzieren als jährlich bedurft wird, da der déchet zum Teil nur idealiter existiert und realiter erst nach einer gewissen Reihe von Jahren in natura zu ersetzen ist. Das so angewandte Kapital liefert jährlich eine Masse Maschinerie, die für neue Kapitalanlagen vorhanden ist und diese neuen Kapitalanlagen antizipiert. Z.B. während dieses Jahrs beginnt der Maschinenbauer seine Fabrik. Er liefere für 12.000 ''l.'' Maschinerie während des Jahrs. So hätte er während der 11 folgenden Jahre bei bloßer Reproduktion der von ihm produzierten Maschinerie nur für 1.000 ''1.'' zu produzieren, und selbst diese jährliche Produktion würde nicht jährlich konsumiert. Noch weniger, wenn er sein ganzes Kapital anwendet. Damit dies in Gange bleibe und sich bloß fortwährend jährlich reproduziere, ist neue fortwährende Erweiterung der Fabrikation, die diese Maschinen braucht, nötig. (Noch mehr wenn er selbst akkumuliert.)
 
Hier ist also, selbst wenn in dieser Produktionssphäre das in ihr investierte Kapital nur reproduziert wird, beständige Akkumulation in den übrigen Produktionssphären nötig."(6)


Der Maschinenbauer des Marxschen Beispiels können wir uns als die Produktionssphäre des fixen Kapitals der Gesamtgesellschaft denken. Dann folgt daraus, daß bei Erhaltung der einfachen Reproduktion in dieser Sphäre, d.h. wenn die Gesellschaft jährlich dasselbe Quantum Ar- <66> beit auf die Herstellung des fixen Kapitals verwendet (was ja praktisch ausgeschlossen), sie in den übrigen Produktionssphären jedes Jahr eine Erweiterung der Produktion vornehmen muß. Hält sie aber hier nur die einfache Reproduktion ein, dann muß sie zur bloßen Erneuerung des einmal geschaffenen fixen Kapitals nur einen geringen Teil der zu seiner Schaffung angewandten Arbeit verausgaben. Oder - um die Sache umgekehrt zu formulieren - die Gesellschaft muß von Zeit zu Zeit, um sich große Anlagen fixen Kapitals zu schaffen, auch unter Voraussetzung der einfachen Reproduktion im ganzen periodisch erweiterte Reproduktion anwenden.
Hier ist also, ''selbst wenn in dieser Produktionssphäre das in ihr investierte Kapital nur reproduziert wird'', beständige Akkumulation in den übrigen Produktionssphären nötig."(6)


Mit dem Kulturfortschritt wechselt nicht bloß die Gestalt, sondern auch der Wertumfang der Produktionsmittel - richtiger: die in ihnen aufgespeicherte gesellschaftliche Arbeit. Die Gesellschaft erübrigt außer der zu ihrer unmittelbaren Erhaltung notwendigen Arbeit immer mehr Arbeitszeit und Arbeitskräfte, die sie zur Herstellung von Produktionsmitteln in immer größerem Umfang verwendet. Wie kommt dies nun im Reproduktionsprozeß zum Ausdruck? Wie schafft die Gesellschaft - kapitalistisch gesprochen - aus ihrer jährlichen Arbeit mehr Kapital, als sie ehedem besaß? Diese Frage greift in die erweiterte Reproduktion hinüber, mit der wir uns hier noch nicht zu befassen haben.
Der Maschinenbauer des Marxschen Beispiels können wir uns als die Produktionssphäre des fixen Kapitals der Gesamtgesellschaft denken. Dann folgt daraus, daß bei Erhaltung der einfachen Reproduktion in dieser Sphäre, d.h. wenn die Gesellschaft jährlich dasselbe Quantum Ar- '''<66>''' beit auf die Herstellung des fixen Kapitals verwendet (was ja praktisch ausgeschlossen), sie in den übrigen Produktionssphären jedes Jahr eine Erweiterung der Produktion vornehmen muß. Hält sie aber hier nur die einfache Reproduktion ein, dann muß sie zur bloßen Erneuerung des einmal geschaffenen fixen Kapitals nur einen geringen Teil der zu seiner Schaffung angewandten Arbeit verausgaben. Oder - um die Sache umgekehrt zu formulieren - die Gesellschaft muß von Zeit zu Zeit, um sich große Anlagen fixen Kapitals zu schaffen, auch unter Voraussetzung der einfachen Reproduktion im ganzen periodisch erweiterte Reproduktion anwenden.


Fußnoten von Rosa Luxemburg
Mit dem Kulturfortschritt wechselt nicht bloß die Gestalt, sondern auch der Wertumfang der Produktionsmittel - richtiger: die in ihnen aufgespeicherte gesellschaftliche Arbeit. Die Gesellschaft erübrigt außer der zu ihrer unmittelbaren Erhaltung notwendigen Arbeit immer mehr Arbeitszeit und Arbeitskräfte, die sie zur Herstellung von Produktionsmitteln in immer größerem Umfang verwendet. Wie kommt dies nun im Reproduktionsprozeß zum Ausdruck? Wie schafft die Gesellschaft - kapitalistisch gesprochen - aus ihrer jährlichen Arbeit ''mehr'' Kapital, als sie ehedem besaß? Diese Frage greift in die erweiterte Reproduktion hinüber, mit der wir uns hier noch nicht zu befassen haben.
----Fußnoten von Rosa Luxemburg


(1) Wir sprechen hier wie im folgenden der Einfachheit halber und im Sinne des gewohnten Sprachgebrauchs immer von jährlicher Produktion, was meist nur für die Landwirtschaft stimmt. Die industrielle Produktionsperiode und der Kapitalumschlag brauchen sich mit dem Jahreswechsel gar nicht zu decken. <=
(1) Wir sprechen hier wie im folgenden der Einfachheit halber und im Sinne des gewohnten Sprachgebrauchs immer von jährlicher Produktion, was meist nur für die Landwirtschaft stimmt. Die industrielle Produktionsperiode und der Kapitalumschlag brauchen sich mit dem Jahreswechsel gar nicht zu decken. <=
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(2) Die Arbeitsteilung zwischen geistiger und materieller Arbeit braucht in einer planmäßig geregelten, auf Gemeineigentum der Produktionsmittel basierten Gesellschaft nicht an besondere Kategorien der Bevölkerung geknüpft zu sein. Sie wird sich aber jederzeit in dem Vorhandensein einer gewissen Anzahl geistig Tätiger äußern, die materiell erhalten werden müssen, wobei die Individuen diese verschiedenen Funktionen abwechselnd ausüben mögen. <=
(2) Die Arbeitsteilung zwischen geistiger und materieller Arbeit braucht in einer planmäßig geregelten, auf Gemeineigentum der Produktionsmittel basierten Gesellschaft nicht an besondere Kategorien der Bevölkerung geknüpft zu sein. Sie wird sich aber jederzeit in dem Vorhandensein einer gewissen Anzahl geistig Tätiger äußern, die materiell erhalten werden müssen, wobei die Individuen diese verschiedenen Funktionen abwechselnd ausüben mögen. <=


(3) "Wenn man von gesellschaftlicher Betrachtungsweise spricht, also das gesellschaftliche Gesamtprodukt betrachtet, welches sowohl die Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals wie die individuelle Konsumtion einschließt, so muß man nicht in die von Proudhon der bürgerlichen Ökonomie nachgemachte Manier verfallen und die Sache so betrachten, als wenn eine Gesellschaft kapitalistischer Produktionsweise, en bloc, als Totalität betrachtet, diesen ihren spezifischen, historisch ökonomischen Charakter verlöre. Umgekehrt. Man hat es dann mit dem Gesamtkapitalisten zu tun. Das Gesamtkapital erscheint als das Aktienkapital aller einzelnen Kapitalisten zusammen. Dies Aktiengesellschaft hat das mit vielen anderen Aktiengesellschaften gemein, das jeder weiß, was er hineinsetzt, aber nicht, was er herauszieht." (Das Kapital, Bd. II, S. 409.) [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band In: Karl Marx/Friedrich Engels Werke, Bd. 24. S. 431.] <=
(3) "Wenn man von gesellschaftlicher Betrachtungsweise spricht, also das gesellschaftliche Gesamtprodukt betrachtet, welches sowohl die Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals wie die individuelle Konsumtion einschließt, so muß man nicht in die von Proudhon der bürgerlichen Ökonomie nachgemachte Manier verfallen und die Sache so betrachten, als wenn eine Gesellschaft kapitalistischer Produktionsweise, en bloc, als Totalität betrachtet, diesen ihren spezifischen, historisch ökonomischen Charakter verlöre. Umgekehrt. Man hat es dann mit dem Gesamtkapitalisten zu tun. Das Gesamtkapital erscheint als das Aktienkapital aller einzelnen Kapitalisten zusammen. Dies Aktiengesellschaft hat das mit vielen anderen Aktiengesellschaften gemein, das jeder weiß, was er hineinsetzt, aber ''nicht'', was er herauszieht." (Das Kapital, Bd. II, S. 409.) [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band In: Karl Marx/Friedrich Engels Werke, Bd. 24. S. 431.] <=


(4) Siehe Das Kapital, Bd. II, S. 371. [Karl Marx: Das Kapital. Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 396.] <=
(4) Siehe Das Kapital, Bd. II, S. 371. [Karl Marx: Das Kapital. Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 396.] <=
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(6) Theorien, l.c. S. 248. [Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, Zweiter Teil. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.2, S. 481/482.] <=
(6) Theorien, l.c. S. 248. [Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, Zweiter Teil. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.2, S. 481/482.] <=
Fünftes Kapitel
Die Geldzirkulation
<66> Bis jetzt haben wir bei der Betrachtung des Reproduktionsprozesses von der Geldzirkulation ganz abgesehen. Nicht vom Geld als Wertdarstellung und Wettmesser; alle Verhältnisse der gesellschaftlichen Arbeit wurden vielmehr als in Geld ausgedrückt angenommen und gemessen. Nun ist es auch notwendig, das gegebene Schema der einfachen Reproduktion vom Standpunkte des Geldes als Austauschmittel zu prüfen.
Wie schon der alte Quesnay annahm, muß zum Verständnis des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses im Besitz der Gesellschaft außer gewissen Produktions- und Konsumtionsmitteln noch eine gewisse Geldsumme vorausgesetzt werden.(1) Es fragt sich zweierlei: in wessen Händen und wie groß die Summe sein muß. Das erste, was außer Zweifel ist, ist <67> die Tatsache, daß die Lohnarbeiter ihren Lohn in Geld erhalten, um sich Lebensmittel dafür zu kaufen. Gesellschaftlich läuft das im Reproduktionsprozeß darauf hinaus, daß die Arbeiter bloße Anweisung auf einen bestimmten Lebensmittelfonds bekommen, der ihnen zugewiesen wird wie in jeder Gesellschaft, gleichgültig welcher geschichtlichen Produktionsform. Der Umstand aber, daß die Arbeitenden hier ihre Lebensmittel nicht direkt, sondern durch Warenaustausch kriegen, ist ebenso wesentlich für die kapitalistische Produktionsform, wie daß sie ihre Arbeitskraft nicht direkt auf Grund eines persönlichen Herrschaftsverhältnisses, sondern durch Warenaustausch, nämlich Verkauf der Arbeitskraft, den Besitzern der Produktionsmittel zur Verfügung stellen. Der Verkauf der Arbeitskraft und der freie Kauf der Lebensmittel durch die Arbeiter sind das entscheidende Moment der Kapitalproduktion. Beides drückt sich aus und wird vermittelt durch die Geldform des variablen Kapitals v.
Vor allem kommt also Geld in Zirkulation durch die Auszahlung der Löhne. Die Kapitalisten beider Abteilungen, alle Kapitalisten müssen also vor allem Geld in den Verkehr werfen, jeder im Betrage der von ihm gezahlten Löhne. Kapitalisten I müssen im Besitz von 1.000, Kapitalisten II von 500 in Geld sein, die sie ihren Arbeitern auszahlen. In unserem Schema kämmen auf diese Weise zwei Geldbeträge in Zirkulation: I 1.000 v und II 500 v. Beide werden durch die Arbeiter angelegt in Lebensmitteln, d.h. in Produkten der Abteilung II. Dadurch wird die Arbeitskraft erhalten, d.h. das variable Kapital der Gesellschaft in seiner Naturalform reproduziert - als die Grundlage der übrigen Kapitalreproduktion. Ferner werden zugleich auf diese Weise die Kapitalisten II von ihrem Gesamtprodukt 1.500 los, und zwar 500 an die eigenen Arbeiter, 1.000 an die der anderen Abteilung. Die Kapitalisten II sind durch diesen Austausch in den Besitz von 1.500 Geld gekommen: 500 sind zu ihnen zurückgekehrt als eigenes variables Kapital, das von neuem wird als solches zirkulieren können, also vorläufig seine Bewegung abgeschlossen hat. 1.000 sind her neu erworben aus der Realisierung eines Drittels des eigenen Produkts. Mit diesen 1.000 in Geld kaufen die Kapitalisten II von den Kapitalisten I Produktionsmittel zur Erneuerung des verbrauchten eigenen konstanten Kapitals. Durch diesen Kauf hat die Abteilung II die Hälfte des benötigten konstanten Kapitals (II c) in Naturalform erneuert, dafür ist die <68> eigene Geldsumme, die sie als Löhne an ihre Arbeiter ausgezahlt hatten und die jetzt nach zwei Austauschakten zu ihnen zurückkehrt, um später wieder als variables Kapital fungieren zu können, womit vorläufig die Bewegung dieser Geldsumme erschöpft ist. Die gesellschaftliche Zirkulation ist jedoch noch nicht zu Ende. Noch haben die Kapitalisten I ihr Mehrwertprodukt. das für sie in der ungenießbaren Gestalt von Produktionsmitteln steckt, nicht realisiert, um Lebensmittel für sich zu kaufen, und noch haben die Kapitalisten II die andere Hälfte ihres konstanten Kapitals nicht erneuert. Diese zwei Austauschakte decken sich in Wertgröße wie materiell, denn die Kapitalisten I kriegen die Lebensmittel von der Abteilung II zur Realisierung des eigenen Mehrwerts I 1.000 m, indem sie ihrerseits den Kapitalisten II dafür die diesen fehlenden Produktionsmittel II 1.000 liefern. Indes zur Vermittlung dieses Austausches bedarf es einer neuen Geldsumme Wir könnten zwar die früher in Bewegung gesetzten Geldsummen noch einigemal in Zirkulation werfen lassen, wogegen theoretisch nichts einzuwenden wäre. Praktisch jedoch kommt dies nicht in Betracht, denn die Konsumtionsbedürfnisse der Kapitalsten müssen ebenso ununterbrochen befriedigt werden wie die der Arbeiter, beide laufen also parallel mit dem Produktionsprozeß und müssen durch besondere Geldsummen vermittelt werden. Es folgt daraus, daß die Kapitalisten beider Abteilungen, alle Kapitalisten, außer einem Geldbetrag für das variable Kapital auch noch Vorratsgeld zur Realisierung des eigenen Mehrwerts in Konsumgegenständen in der Hand haben müssen. Andererseits läuft parallel mit der Produktion - also vor der Realisierung des Gesamtprodukts - der fortlaufende Ankauf gewisser Teile des konstanten Kapitals, nämlich dessen zirkulierender Teil (Roh- und Hilfsstoffe, Beleuchtungsmittel usw.). Daraus ergibt sich, daß nicht bloß die Kapitalisten I zur Deckung ihrer eigenen Konsumtion, sondern auch die Kapitalisten II zur Deckung ihres Bedarfs an konstantem Kapital gewisse Geldbeträge in der Hand haben müssen. Der Austausch von I 1.000 m in Produktionsmitteln gegen II 1.000 c in Lebensmitteln wird also durch Geld vermittelt, das zum Teil von den Kapitalisten I für ihre Konsumbedürfnisse, zum Teil von den Kapitalisten II für ihren Produktionsbedarf vorgestreckt wird. (2) Von der zu diesem Austausch notwendigen Geldsumme 1.000 mag <69> jede Kapitalistenabteilung je 500 vorstrecken oder sich in anderer Proportion darin teilen; jedenfalls steht zweierlei fest: 1. ihre gemeinsame vorrätige Geldsumme muß ausreichen, den Austausch zwischen I 1.000 m und II 1.000 c zu vermitteln; 2. wie die Geldsumme auch verteilt war, nach dem vollzogenen gesellschaftlichen Gesamtaustausch befindet sich jede Kapitalistengruppe wieder im Besitz der gleichen Geldsumme, die sie in die Zirkulation geworfen hatte. Letzteres gilt ganz allgemein von der gesellschaftlichen Gesamtzirkulation: Nachdem die Zirkulation vollzogen, kehrt das Geld immer zu seinem Ausgangspunkt zurück, so daß nach allseitigem Ausrausch alle Kapitalisten zweierlei erreicht haben: erstens haben sie ihre Produkte, deren Naturalform ihnen gleichgültig war, gegen solche ausgetauscht, deren Naturalform sie, sei es als Produktionsmittel, sei es als eigene Konsummittel, brauchen, und zweitens ist das Geld, das sie selbst zur Vermittlung dieser Austauschakte in den Verkehr geworfen haben, wieder in ihrer Hand.
Vom Standpunkte der einfachen Warenzirkulation ist dies ein unbegreifliches Phänomen. Hier wechseln vielmehr Ware und Geld beständig ihren Platz, der Besitz der Ware schließt den Besitz des Geldes aus, das Geld nimmt ständig den von der Ware geräumten Platz ein und umgekehrt. Das stimmt auch vollkommen für jeden individuellen Akt des Warenaustausches, unter dessen Form die gesellschaftliche Zirkulation vor sich geht. Sie selbst ist aber mehr als Warenaustausch, nämlich Kapitalzirkulation. Für diese ist aber gerade charakteristisch und wesentlich, daß sie das Kapital nicht bloß als Wertgröße mit Zuwachs, nämlich Mehrwert, in die Hände der Kapitalisten zurückführt, sondern daß sie auch die gesellschaftliche Reproduktion vermittelt, also die Naturalform des produktiven Kapitals (Produktionsmittel und Arbeitskraft), und die Erhaltung der Nichtarbeitenden sichert. Da der ganze gesellschaftliche Prozeß der Zirkulation von den Kapitalisten ausgeht, die sowohl im Besitze der Produktionsmittel wie des zur Vermittlung der Zirkulation nötigen Geldes sind, so muß nach jedem Kreislauf des gesellschaftlichen Kapitals alles wieder in ihre Hände, und zwar bei jeder Gruppe und jedem Einzelkapitalisten nach Maßgabe ihrer Einlagen sich zurückfinden. In den Händen der Arbeiter befindet sich das Geld nur vorübergehend, um den Austausch des variablen Kapitals zwischen seiner Geldform und seiner Naturalform zu vermitteln, in den Händen der Kapitalisten ist es die Erscheinungsform eines Teils ihres Kapitals, muß also immer wieder zu ihnen zurückkehren.
Bis jetzt haben wir die Zirkulation nur betrachtet, sofern sie zwischen den beiden großen Abteilungen der Produktion stattfindet. Außerdem <70> sind aber noch übriggeblieben: vom Produkt der ersten Abteilung 4.000 in Gestalt von Produktionsmitteln, die in der Abteilung I verbleiben, um ihr eigenes konstantes Kapital 4.000 c zu erneuern, ferner in der zweiten Abteilung 500 in Lebensmitteln, die gleichfalls in derselben Abteilung verbleiben, nämlich als Konsummittel der eigenen Kapitalistenklasse, im Betrage ihres Mehrwerts II 500 m. Da die Produktion in beiden Abteilungen kapitalistisch, d.h. ungeregelte Privatproduktion ist, so kann die Verteilung des eigenen Produkts jeder Abteilung unter ihre Einzelkapitalisten - als Produktionsmittel der Abteilung I oder als Konsummittel der Abteilung II - nicht anders vor sich gehen als auf dem Wege des Warenaustausches, also einer großen Anzahl einzelner Kauf- und Verkaufsakte unter Kapitalisten derselben Abteilung. Zu diesem Austausch, also sowohl zur Erneuerung der Produktionsmittel in I 4.000 c wie zur Erneuerung der Konsummittel der Kapitalistenklasse in II 500 m, bedarf es gleichfalls gewisser Geldbeträge in den Händen der Kapitalisten beider Abteilungen. Dieser Teil der Zirkulation bietet an sich kein besonderes Interesse, denn er trägt den Charakter einfacher Warenzirkulation, da hier Käufer wie Verkäufer zu einer und derselben Kategorie von Agenten der Produktion gehören, und sie bewirkt bloß den Stellenwechsel von Geld und Ware innerhalb derselben Klasse und Abteilung. Gleichwohl muß das Geld, das zu dieser Zirkulation erforderlich ist, im voraus in den Händen der Kapitalistenklasse sein und ist ein Teil ihres Kapitals.
Bis jetzt bot die Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals auch unter Berücksichtigung der Geldzirkulation an sich nichts Merkwürdiges. Daß zu dieser Zirkulation im Besitze der Gesellschaft eine gewisse Geldsumme notwendig ist, muß aus zwei Gründen von vornherein als selbstverständlich erscheinen: Erstens ist die allgemeine Form der kapitalistischen Produktionsweise die Warenproduktion, womit auch Geldzirkulation gegeben ist, zweitens beruht die Kapitalzirkulation auf beständiger Verwandlung der drei Formen des Kapitals: Geldkapital, produktives Kapital, Warenkapital. Um diese Verwandlungen zu ermöglichen, muß auch Geld vorhanden sein, das die Rolle des Geldkapitals spielen kann. Und endlich, da dieses Geld eben als Kapital fungiert - in unserem Schema haben wir ausschließlich mit kapitalistischer Produktion zu tun -, so ist damit gegeben, daß dieses Geld sich wie Kapital in jeder Gestalt im Besitz der Kapitalistenklasse befinden muß, von ihr in Zirkulation geworfen wird, um zu ihr aus der Zirkulation zurückzukehren.
Nur ein Detail kann auf den ersten Blick frappieren. Wenn das ganze Geld, das in der Gesellschaft zirkuliert, von den Kapitalisten hineinge- <71> worfen wird, so folgt daraus, daß die Kapitalisten auch zur Realisierung ihres eigenen Mehrwerts das Geld selbst vorschießen müssen. Die Sache sieht so aus, als wenn sich die Kapitalisten als Klasse ihren eigenen Mehrwert mit eigenem Geld bezahlen müßten, und da das entsprechende Geld auch noch vor der jeweiligen Realisierung des Produkts jeder Produktionsperiode, bereits von früher her, im Besitze der Kapitalistenklasse sein muß, so kann es auf den ersten Blick scheinen, daß die Mehrwertaneignung nicht, wie tatsächlich, auf unbezahlter Arbeit der Lohnarbeiter beruht, sondern ein Resultat des bloßen Warenaustausches ist, zu dem die Kapitalistenklasse selbst das Geld im gleichen Betrage liefert. Eine kurze Überlegung verscheucht den falschen Schein. Nach dem allgemeinen Ablauf der Zirkulation befindet sich die Kapitalistenklasse nach wie vor im Besitz ihres Geldbetrages, der zu ihr zurückkehrt oder in ihren Händen bleibt, während sie außerdem Lebensmittel in gleichem Betrage erworben und verzehrt hat - wir bleiben wohlgemerkt immer bei der Hauptvoraussetzung des Reproduktionsschemas einfache Reproduktion, d.h. Erneuerung der Produktion im alten Umfang und Verwendung des ganzen produzierten Mehrwerts zu persönlichen Konsumtionszwecken der Kapitalistenklasse.
Der falsche Schein verschwindet übrigens ganz, wenn wir nicht bei einer Reproduktionsperiode stehenbleiben, sondern mehrere Perioden in ihrer Aufeinanderfolge und gegenseitigen Verschlingung betrachten. Das, was die Kapitalisten heute als Geld zur Realisierung ihres eigenen Mehrwertes in die Zirkulation werfen, ist nämlich nichts anderes als die Geldgestalt ihres Mehrwertes aus der vergangenen Produktionsperiode. Wenn der Kapitalist zum Ankauf seiner Lebensmittel Geld aus der eigenen Tasche vorschießen muß, während sein neuproduzierter Mehrwert in ungenießbarer Naturalform oder dessen genießbare Naturalform in fremden Händen sich befindet, so kam andererseits das Geld, das er jetzt sich selbst vorschießt, in seine Tasche als Resultat der Realisierung seines Mehrwertes aus der vorigen Periode. Und dieses Geld wird zu ihm wieder zurückkehren, wenn er seinen neuen in Warenform steckenden Mehrwert realisiert hat. Im Laufe mehrerer Perioden ergibt sich also, daß die Kapitalistenklasse regelmäßig aus der Zirkulation außer allen Naturalformen ihres Kapitals auch noch ihre eigenen Konsummittel herausfischt, wobei aber ihr ursprünglicher Geldbetrag ständig in ihrem Besitz unverändert bleibt.
Für den Einzelkapitalisten ergibt sich aus der Betrachtung der Geldzirkulation, daß er nie sein Geldkapital zum vollen Betrag in Produk- <72> tionsmittel verwandeln kann, vielmehr stets einen gewissen Kapitalteil in Geldform zu Zwecken des variablen Kapitals, für Löhne, übriglassen und ferner Kapitalreserven für fortlaufenden Ankauf von Produktionsmitteln im Verlaufe der Produktionsperiode zurücklegen muß. Außer diesen Kapitalreserven muß er aber Geldvorrat für Zwecke der persönlichen Konsumtion besitzen.
Für den Reproduktionsprozeß des gesellschaftlichen Gesamtkapitals ergibt sich daraus die Notwendigkeit der Produktion und Reproduktion des Geldmaterials. Da diese in unserer Annahme gleichfalls als kapitalistische gedacht werden muß - nach dem besprochenen Marxschen Schema kennen wir keine andere als kapitalistische Produktion -, so muß das Schema eigentlich als unvollständig erscheinen. Den beiden großen Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion: der Produktion von Produktionsmitteln und der Produktion von Konsumtionsmitteln, müßte als dritte Abteilung beigeordnet werden die Produktion von Austauschmitteln, für die es gerade charakteristisch ist, daß sie weder zur Produktion noch zur Konsumtion dienen, sondern die gesellschaftliche Arbeit in unterschiedsloser gebrauchsunfähiger Wate darstellen. Zwar sind Geld und Geldproduktion wie auch der Austausch und die Warenproduktion viel älter als die kapitalistische Produktionsweise. Bei letzterer aber ist die Geldzirkulation erst zur allgemeinen Form der gesellschaftlichen Zirkulation und dadurch zum wesentlichen Element des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses geworden. Die Darstellung der Geldproduktion und -reproduktion in ihrer organischen Verschlingung mit den beiden anderen Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion würde erst das erschöpfende Schema des kapitalistischen Gesamtprozesses in seinen wesentlichen Punkten liefern.
Hier weichen wir allerdings von Marx ab. Marx reiht die Goldproduktion (der Einfachheit halber wird die gesamte Geldproduktion auf die Herstellung des Geldes reduziert) der ersten Abteilung der gesellschaftlichen Produktion ein. "Die Produktion von Gold gehört, wie die Metallproduktion überhaupt, zur Klasse I, der Kategorie, die die Produktion von Produktionsmitteln umfaßt."(3) Das stimmt nur soweit, als es sich eben um Goldproduktion im Sinne der Metallproduktion, d.h. Metall zu gewerblichen Zwecken (Schmucksachen, Zahnplomben usw.) handelt. Als Geld ist Gold nicht Metall, sondern Verkörperung der abstrakten gesellschaftlichen Arbeit und als solche sowenig Produktionsmittel wie Konsumtionsmittel. Übrigens zeigt ein Blick auf das Reproduktionsschema <73> selbst, zu welchen Unzuträglichkeiten die Verwechselung der Austauschmittel mit Produktionsmitteln fuhren müßte. Stellen wir neben die beiden Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion die schematische Darstellung der jährlichen Goldproduktion (im Sinne des Geldmaterials), so bekommen wir die folgenden drei Reihen:
I.
4.000 c +
1.000 v +
1.000 m =
6.000
Produktionsmittel.
II:
2.000 c +
500 v +
500 m =
3.000
Konsummittel.
III.
20 c +
5 v +
5 m =
30
Geldmittel.
Die (von Marx als Beispiel gewählte) Wertgröße 30 entspricht offenbar nicht dem jährlich in der Gesellschaft umlaufenden Geldquantum, sondern lediglich dem jährlich reproduzierten Teil dieses Geldquantums, also dem jährlichen Verschleiß des Geldmaterials, der bei gleichbleibendem Umfang der gesellschaftlichen Reproduktion und gleichbleibender Dauer des Kapitalumschlags sowie gleichbleibender Raschheit der Warenzirkulation im Durchschnitt derselbe bleibt. Betrachten wir die dritte Reihe, wie Marx will, als integrierenden Teil der ersten, so ergibt sich die folgende Schwierigkeit. Das konstante Kapital der dritten Abteilung 20 c besteht aus wirklichen, konkreten Produktionsmitteln wie in den beiden anderen (Baulichkeiten, Werkzeuge, Hilfsstoffe, Gefäße usw.), das Produkt jedoch dieser Abteilung, 30 g, das Geld darstellt, kann in keinerlei Produktionsprozeß in seiner Naturalgestalt als konstantes Kapital fungieren. Zählen wir also dieses Produkt 30 g als integrierenden Teil des Produkts der ersten Abteilung 6.000 p, dann bekommen wir ein gesellschaftliches Defizit an Produktionsmitteln zum gleichen Wertbetrag, das die Reproduktion im gleichen Umfang entweder in der Abteilung I oder in der Abteilung II unmöglich machen wird. Nach der bisherigen Annahme - die die Grundlage des ganzen Marxschen Schemas bildet - ist das Produkt jeder der beiden Abteilungen in seiner sachlichen Gebrauchsgestalt der Ausgangspunkt der Reproduktion im ganzen, die Proportionen des Schemas basieren auf dieser Annahme, ohne die sie sich in Chaos auflösen. So beruhte der erste grundlegende Wertzusammenhang auf der Gleichung. I 6.000 p = I 4.000 c + II 2.000 c. Für das Produkt III 30 kann dies nicht stimmen, denn das Gold kann nicht (etwa in der Proportion I 20 e + II 10 c) von den beiden Abteilungen als Produktionsmittel verwendet werden. Der zweite vom ersten abgeleitete grundlegende Zusammenhang beruhte auf der Gleichung I 1.000 v + I 1.000 m = II 2.000 c. Für die Goldproduktion würde das bedeuten, daß sie soviel Konsummittel der zweiten Abteilung entzieht, wie sie ihr Produktionsmittel lie- <74> fert. Das stimmt jedoch genausowenig. Die Goldproduktion entzieht zwar dem gesellschaftlichen Gesamtprodukt sowohl konkrete Produktionsmittel, die sie als konstantes Kapital verwendet, wie auch konkrete Konsummittel für ihre Arbeiter und Kapitalisten zum Betrage ihres variablen Kapitals und Mehrwerts. Allein ihr eigenes Produkt kann sowenig in irgendeiner Produktion als Produktionsmittel fungieren, wie es als Lebensmittel in die menschliche Konsumtion eingehen kann. Die Einreihung der Geldproduktion in die Abteilung I würde also alle sachlichen und Wertproportionen des Marxschen Schemas verletzen und ihm seine Geltung nehmen.
Der Versuch Marxens, die Goldproduktion als Teil der Abteilung I (Produktionsmittel) unterzubringen, führt ihn auch zu bedenklichen Resultaten. Der erste Zirkulationsakt zwischen dieser neuen Unterabteilung, die Marx I g nennt, und der Abteilung II (Konsummittel) besteht, wie üblich, darin, daß die Arbeiter der Abteilung I g mit dem von den Kapitalisten an Löhnen erhaltenen Geldbetrag (5 v) Konsummittel von der Abteilung II kaufen. Das hierbei gebrauchte Geld ist noch nicht Produkt der neuen Produktion, sondern Geldvorrat der Kapitalisten I g aus dem im Lande vordem befindlichen Geldquantum, was ja ganz in der Ordnung ist. Nun läßt aber Marx die Kapitalisten II mit dem erhaltenen 5 an Geld erstens von I g für 2 Gold "als Warenmaterial" kaufen, springt also aus der Geldproduktion in die gewerbliche Goldproduktion über, die so wenig mit dem Problem der Geldproduktion zu tun hat wie die Produktion von Stiefelwichse. Da aber von den eingenommenen I g 5 v immer noch 3 übrigbleiben, mit denen die Kapitalisten II nichts anzufangen wissen, da sie sie nicht als konstantes Kapital gebrauchen können, so läßt sie Marx diesen Geldbetrag - aufschatzen! Um aber dadurch kein Defizit im konstanten Kapital von II entstehen zu lassen, daß ja ganz gegen Produktionsmittel (I v + m) auszutauschen ist. findet Marx folgenden Ausweg: "So muß dies Geld ganz aus II c übertragen werden in II m, ob dies nun in notwendigen Lebensmitteln oder in Luxusmitteln existiere, und dagegen entsprechender Warenwert übertragen werden aus II m in II c. Resultat: Ein Teil des Mehrwerts wird als Geldschatz aufgespeichert."(4) Das Resultat ist seltsam genug. Indem wir die Reproduktion bloß des jährlichen Verschleißes des Geldmaterials berücksichtigt haben, ergab sich plötzlich Aufschatzung des Geldes, also ein Überschuß an Geldmaterial. Dieser Überschuß entsteht - man weiß nicht weshalb - auf Kosten der <75> Kapitalisten der Lebensmittelabteilung, die sich kasteien sollen, nicht etwa, um ihre eigene Mehrwertproduktion zu erweitern, sondern damit Lebensmittel genug da sind für die Arbeiter der Goldproduktion.
Für diese christliche Tugend werden aber die Kapitalisten der Abteilung II schlecht genug belohnt. Nicht bloß können sie trotz "Abstinenz" keine Erweiterung ihrer Produktion vornehmen, sondern sie sind nicht einmal in der Lage, ihre Produktion im früheren Umfang in Angriff zu nehmen. Denn mag der entsprechende "Warenwert" auch aus II m in II c übertragen werden, es kommt nicht bloß auf Wert, sondern auf sachliche, konkrete Gestalt dieses Wertes an, und da jetzt ein Teil des Produkts von I in Geld besteht, das nicht als Produktionsmittel gebraucht werden kann, so kann II trotz Abstinenz sein konstantes Kapital sachlich nicht in vollem Umfange erneuern. Und so wäre die Voraussetzung des Schemas - einfache Reproduktion - nach zwei Richtungen verletzt: Aufschatzung des Mehrwerts und Defizit des konstanten Kapitals. Diese von Marx erzielten Resultate beweisen selbst, daß die Goldproduktion unmöglich in einer der beiden Abteilungen seines Schemas untergebracht werden kann, ohne das Schema selbst umzuschmeißen. Dies schon auf Grund des ersten Austausches zwischen den Abteilungen I und II. Die Untersuchung über den Austausch von neuproduziertem Gold innerhalb des konstanten Kapitals der Abteilung I, die sich Marx vorgenommen hatte, fand sich im Manuskript nicht, wie Fr. Engels (Kap. II, S. 449, Fußnote 55 [Karl Marx: Das Kapital. Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 469.]) hervorhebt. Sie hätte die Unzuträglichkeiten noch gesteigert. Übrigens bestätigt Marx selbst unsere Auffassung und erschöpft die Frage mit zwei Worten, wenn er so knapp wie treffend sagt: "Geld an sich selbst ist kein Element der wirklichen Reproduktion."(5)
Eine Darstellung der Geldproduktion als gesonderte dritte Abteilung der gesellschaftlichen Gesamtproduktion hat noch einen gewichtigen Grund. Das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion hat Geltung als Grundlage und Ausgangspunkt des Reproduktionsprozesses nicht bloß für kapitalistische, sondern - mutatis mutandis - auch für jede geregelte planmäßige Wirtschaftsordnung, z.B. für die sozialistische. Die Geldproduktion hingegen fällt mit der Warenform der Produkte, d.h. mit dem Privateigentum an Produktionsmitteln, weg. Sie bildet die "falschen Kosten" der anarchischen Wirtschaftsweise des Kapitalismus, eine spezifische Last der privatwirtschaftlichen Gesellschaft, die in der jährlichen <76> Ausgabe einer beträchtlichen Arbeitsmenge zur Herstellung von Produkten zum Ausdruck kommt, Produkte, die weder als Produktionsmittel noch als Konsummittel dienen. Diese spezifische Arbeitsausgabe der kapitalistisch produzierenden Gesellschaft, die in einer gesellschaftlich geregelten Wirtschaft in Wegfall kommt, findet am exaktesten Ausdruck als gesonderte Abteilung im allgemeinen Reproduktionsprozeß des Gesamtkapitals. Es ist dabei ganz gleichgültig, ob wir uns ein Land vorstellen, das selbst Gold produziert, oder ein solches, das es aus dem Auslande bezieht. Im letzteren Falle vermittelt nur der Austausch dieselbe Ausgabe an gesellschaftlicher Arbeit, die direkt zur Produktion des Goldes notwendig war.
Man ersieht aus dem bisherigen, daß das Problem der Reproduktion des Gesamtkapitals nicht so roh ist, wie es oft vom reinen Krisenstandpunkt aufgefaßt wird, wobei die Frage etwa so gestellt wird: Wie ist es möglich, daß bei der planlosen Wirtschaft zahlloser Einzelkapitale die Gesamtbedürfnisse der Gesellschaft durch ihre Gesamtproduktion gedeckt werden? Worauf dann der Hinweis auf die ständigen Oszillationen der Produktion um die Nachfrage, d.h. auf den periodischen Konjunkturwechsel etwa, die Antwort geben soll. Bei dieser Auffassung, die das gesellschaftliche Gesamtprodukt als einen unterschiedslosen Warenbrei und das gesellschaftliche Bedürfnis in entsprechend abstruser Weise behandelt, wird das Wichtigste: die Differentia specifica der kapitalistischen Produktionsweise übersehen. Das kapitalistische Reproduktionsproblem birgt in sich, wie wir sahen, eine ganze Anzahl exakter Verhältnisse, die sich sowohl auf die spezifisch kapitalistischen Kategorien wie - mutatis mutands - auf die allgemeinen Kategorien der menschlichen Arbeit beziehen und deren Vereinigung sowohl in ihrem Widerspruch wie in ihrer Übereinstimmung das eigentliche Problem darstellt. Das Marxsche Schema ist die wissenschaftliche Lösung des Problems.
Wir haben uns zu fragen, welche Bedeutung das analysierte Schema des Reproduktionsprozesses für die Wirklichkeit hat. Nach diesem Schema geht das gesellschaftliche Gesamtprodukt hübsch restlos in der Zirkulation auf, Konsumbedürfnisse sind sämtlich befriedigt, die Reproduktion geht glatt vonstatten, die Geldzirkulation folgt der Warenzirkulation, der Kreislauf des gesellschaftlichen Kapitals schließt sich genau. Wie sieht die Sache im Leben aus? Für eine planmäßig geleitete Produktion gibt das Schema in seinen Verhältnissen eine genaue Grundlage der Einteilung der gesellschaftlichen Arbeit - immer vorausgesetzt einfache Reproduktion, d.h. gleichbleibenden Produktionsumfang. In der kapita- <77> listischen Wirtschaft fehlt jede planmäßige Organisation des Gesamtprozesses. Deshalb geht in ihr auch nichts so glatt nach der mathematischen Formel, wie es im Schema aussieht. Der Kreislauf der Reproduktion verläuft vielmehr unter ständigen Abweichungen von den Verhältnissen des Schemas, was sich äußert
im täglichen Oszillieren der Preise,
im beständigen Schwanken der Profite,
im unaufhörlichen Fluktuieren der Kapitale aus einem Produktionszweig in die anderen,
im periodischen zyklischen Pendeln der Reproduktion zwischen Überspannung und Krise.
Bei all diesen Abweichungen jedoch stellt das Schema jenen gesellschaftlich notwendigen Durchschnitt dar, um den sich jene Bewegungen vollziehen und dem sie immer wieder zustreben, nachdem sie sich von ihm entfernt haben. Dieser Durchschnitt macht es, daß die schwankenden Bewegungen der Einzelkapitale nicht in ein Chaos ausarten, sondern auf eine bestimmte Gesetzmäßigkeit zurückgeführt werden, welche die Fortexistenz der Gesellschaft trotz ihrer Planlosigkeit sichert.
Vergleicht man das Marxsche Reproduktionsschema mit dem "Tableau éconimique" Quesnays, so springt die Ähnlichkeit sowohl wie der große Abstand sofort in die Äugen. Die beiden Schemata, die die Entwicklungsstrecke der klassischen Nationalökonomie flankieren, sind die beiden einzigen Versuche der exakten Darstellung des scheinbaren Chaos, das die Gesamtbewegung der kapitalistischen Produktion und Konsumtion in ihre gegenseitigen Verschlingung und ihrem Auseinanderfallen zahlloser Privatproduzenten und Konsumenten darstellt. Beide reduzieren das wirre Durcheinander in der Bewegung der Einzelkapitale auf einige einfache Zusammenhänge, in denen die Möglichkeit der Existenz und der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft trotz ihres ungeregelten anarchischen Getriebes verankert ist. Beide vereinigen nämlich den doppelten Gesichtspunkt, welcher der Gesamtbewegung des gesellschaftlichen Kapitals zugrunde liegt: daß sie zugleich als Kapitalbewegung eine Produktion und Aneignung von Mehrwert und als gesellschaftliche Bewegung Produktion und Konsumtion von sachlichen Notwendigkeiten der menschlichen Kulturexistenz ist. In beiden vermittelt die Zirkulation der Produkte als Warenzirkulation den Gesamtprozeß, und in beiden folgt die Bewegung des Geldes nur als äußerer Ausdruck an der Oberfläche der Bewegung der Warenzirkulation.
In der Ausführung dieser großen Grundlinien liegt aber ein tiefer Ab- <78> stand. Das Quesnaysche "Tableau" macht zwar die Mehrwertproduktion zu einem Angelpunkt der Gesamtreproduktion, faßt aber den Mehrwert noch unter der naiven feudalen Form der Grundrente auf, versieht also eine Teilform für das Ganze.
Es macht ebenso die sachliche Unterscheidung in der Masse des Gesamtprodukts zum anderen Angelpunkt der gesellschaftlichen Reproduktion, faßt sie aber unter dem naiven Gegensatz zwischen landwirtschaftlichen und manufakturmäßigen Produkten auf, versieht also äußere Unterschiede in den Stoffen, mit denen der arbeitende Mensch zu tun hat, für grundlegende Kategorien des menschlichen Arbeitsprozesses überhaupt.
Bei Marx ist die Mehrwertproduktion in ihrer reinen und allgemeinen, also absoluten Form der Kapitalproduktion aufgefaßt. Zugleich sind die ewigen sachlichen Bedingungen der Produktion in der grundlegenden Unterscheidung von Produktionsmitteln und Konsumtionsmitteln berücksichtigt und das Verhältnis beider auf ein exaktes Wertverhältnis zurückgeführt.
Fragt man, warum die von Quesnay so glücklich angeschnittene Lösung des Problems bei der späteren bürgerlichen Nationalökonomie scheiterte und was zu dem gewaltigen Sprung, den die Analyse mit dem Marxschen Schema macht, erforderlich war, so ergeben sich hauptsächlich zwei Vorbedingungen. Vor allem fußt das Marxsche Reproduktionsschema auf der klaren und scharfen Unterscheidung der beiden Seiten der Arbeit in der Warenproduktion: der konkreten nützlichen Arbeit, die bestimmte Gebrauchswerte schafft, und der abstrakten allgemeinmenschlichen Arbeit, die als gesellschaftlich notwendige Werte schafft. Dieser geniale Grundgedanke der Marxschen Werttheorie, der ihm u.a. die Lösung des Geldproblems ermöglicht hat, führte ihn auch zu der Auseinanderhaltung und zur Vereinigung der beiden Gesichtspunkte im Gesamtreproduktionsprozeß: der Wertstandpunkte und der sachlichen Zusammenhänge. Zweitens liegt dem Schema die scharfe Unterscheidung von konstantem und variablem Kapital zugrunde, bei der erst die Mehrwertproduktion in ihrem inneren Mechanismus aufgedeckt und als Wertverhältnis mit den beiden sachlichen Kategorien der Produktion: Produktionsmittel und Konsumtionsmittel, in ein exaktes Verhältnis gebracht werden konnte.
An alle diese Standpunkte stieß die klassische Ökonomie nach Quesnay, namentlich bei Smith und Ricardo, annähernd. Bei Ricardo erhielt die Werttheorie jene strenge Fassung, die es macht, daß man sie häufig sogar mit der Marxsehen verwechselt. Vom Standpunkte seiner Werttheorie hat Ricardo auch die Smithsche Auflösung des Preises aller Waren <79> in v + m, die soviel Unheil in der Analyse der Reproduktion angerichtet hat, als falsch eingesehen; doch kümmerte er sich um diesen Smithschen Schnitzer nicht weiter, wie er sich für das Problem der Gesamtreproduktion im ganzen nicht erwärmte. Überhaupt brachte die Ricardosche Analyse in gewisser Hinsicht einen Rückschritt hinter Smith, wie dieser zum Teil einen Rückschritt hinter die Physiokraten machte. Wenn Ricardo die Grundkategorien der bürgerlichen Ökonomie: Wert, Lohn, Mehrwert, Kapital, viel schärfer und einheitlicher herausgearbeitet hat als alle seine Vorgänger, so hat er sie dafür starrer behandelt. Ad. Smith hatte viel mehr Sinn für die lebendigen Zusammenhänge, für die große Bewegung des Ganzen. Kam es ihm auch gelegentlich nicht darauf an, für ein und dasselbe Problem zwei oder, wie bei dem Wertproblem, gar drei bis vier verschiedene Lösungen zu geben und sich in verschiedenen Teilen der Analyse selbst munter zu widersprechen, so führten doch gerade seine Widersprüche darauf, das Ganze immer wieder von anderer Seite anzupacken und in der Bewegung zu fassen. Die Schranke, an der beide - Smith wie Ricardo - scheitern mußten, war ihr bürgerlich begrenzter Horizont. Um die Grundkategorien der kapitalistischen Produktion: Wert und Mehrwert, in ihrer lebendigen Bewegung, als gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß zu erfassen, mußte man diese Bewegung historisch, die Kategorien selbst als geschichtlich bedingte Formen allgemeiner Arbeitsverhältnisse auffassen. Damit ist gegeben, daß das Problem der Reproduktion des Gesamtkapitals nur von einem Sozialisten gelöst werden konnte. Zwischen dem "Tableau économique" und dem Reproduktionsschema im zweiten Band des "Kapitals" liegt nicht bloß zeitlich, sondern auch inhaltlich das Glück und Ende der bürgerlichen Ökonomie.
Fußnoten von Rosa Luxemburg
(1) In seiner siebenten Bemerkung zum "Tableau" sagt Quesnay, nachdem er gegen die merkantilistische Theorie vom Geld, das mit Reichtum identisch sei, polemisiert hat: "La masse d'argent ne peut accroître dans une nation qu'autant que cette reproduction elle-même s'y accroît; autrement, l'accroissement de la masse d'argent ne pourrait se faire qu'au préjudice de la reproduction annuelle des richesses ... Ce n'est pas par le plus ou le moins d'argent qu'on doit juger de l'opulence des États; aussi estime-t-on qu'un pécule, égal au revenu de propriétaires des terres, est beaucoup plus que suffisant pour une nation agricole où la circulation se fait régulièrement et où le commerce s'exerce avec confiance et en pleine liberté." (Analyse du Tableau économique, Ausgabe Oncken, S. 324/325.) <=
(2) Marx nimmt (siehe Das Kapital, Bd. II. S. 391) [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 414/415.] für diesen Austausch nur Geldausgabe seitens der Kapitalisten II als Ausgangspunkt an. An dem Schlußergebnis der Zirkulation ändert dies nichts, wie F. Engels in der Fußnote richtig bemerkt, aber als Voraussetzung der gesellschaftlichen Zirkulation ist die Annahme nicht exakt; richtiger die Darstellung bei Marx selbst (siehe l.c. S. 374). [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 398/399.] <=
(3) Das Kapital, Bd. II. S. 446. [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 466.] <=
(4) Das Kapital, Bd. II. S. 448. [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 468.] <=
(5) Das Kapital, Bd. II. S. 466. [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 486.] <=
Sechstes Kapitel
Die erweiterte Reproduktion
<79> Das Mangelhafte des Schemas der einfachen Reproduktion liegt auf der Hand: Es legt die Gesetze einer Reproduktionsform dar, die unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen nur als gelegentliche Ausnahme stattfinden kann. Die Regel der kapitalistischen Wirtschaftsweise noch mehr als jeder anderen ist nicht einfache, sondern erweiterte Reproduktion.(1) <80> Trotzdem hat das Schema seine volle wissenschaftliche Bedeutung. Dies in zwiefacher Hinsicht. Praktisch fällt auch bei erweiterter Reproduktion stets der allergrößte Teil des Gesamtprodukts unter die Gesichtspunkte der einfachen Reproduktion. Letztere bildet die breite Basis, auf der jeweilig die Ausdehnung der Produktion über die bisherigen Schranken hinaus stattfindet. Theoretisch bildet ebenso die Analyse der einfachen Reproduktion den unumgänglichen Ausgangspunkt jeder exakten wissenschaftlichen Darstellung der erweiterten Reproduktion. Das Schema der einfachen Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals führt somit von selbst über sich hinaus: zum Problem der erweiterten Reproduktion des Gesamtkapitals.
Wir kennen schon die historische Eigentümlichkeit der erweiterten Reproduktion auf kapitalistischer Basis: Sie muß sich darstellen als Kapitalakkumulation, dies ihre spezifische Form und Bedingung zugleich. Das heißt, die gesellschaftliche Gesamtproduktion - die auf kapitalistischer Basis eine Produktion von Mehrwert ist - kann nur in dem Sinne und in dem Maße jeweilig erweitert werden, wie das bisherige tätige Kapital der Gesellschaft einen Zuwachs aus dem von ihm produzierten Mehrwert erhält. Die Verwendung eines Teils des Mehrwerts - und zwar eines wachsenden Teils - zu produktiven Zwecken statt zur persönlichen Konsumtion der Kapitalistenklasse oder zur Aufschatzung - dies ist die Basis der erweiterten Reproduktion unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen.
Element der erweiterten Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals ist - genau wie bei der früher vorausgesetzten einfachen - die Reproduktion des Einzelkapitals. Geht doch die Gesamtproduktion - ob sie als einfache oder als erweiterte betrachtet wird - tatsächlich nur unter der Form von zahllosen selbständigen Reproduktionsbewegungen privater Einzelkapitale vor sich. Die erste erschöpfende Analyse der Akkumulation des Einzelkapitals ist gegeben im Band I des Marxschen "Kapitals", siebenter Abschnitt, Kapitel 22 und 23. Hier behandelt Marx die Teilung des Mehrwerts in Kapital und Einkommen, die Umstände, die unabhängig von der Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue die Akkumulation des Kapitals bestimmen, wie Ausbeutungsgrad der Arbeitskraft und Produktivität der Arbeit, ferner das Wachstum des fixen Kapitals im Verhältnis zum zirkulierenden als Moment der Akkumulation, endlich die <81> fortschreitende Bildung der industriellen Reservearmee zugleich als Folge und Voraussetzung des Akkumulationsprozesses. Unterwegs setzt sich Marx hier mit zwei Einfällen der bürgerlichen Ökonomie in bezug auf die Akkumulation auseinander: mit der mehr vulgärökonomischen "Abstinenztheorie", welche die Teilung des Mehrwerts in Kapital und Einkommen und somit die Akkumulation selbst für eine ethische Heldentat der Kapitalisten ausgibt, und mit dem Irrtum der klassischen Ökonomie, wonach der ganze kapitalisierte Teil des Mehrwertes ausschließlich dazu verwendet wird, "von produktiven Arbeitern verzehrt zu werden", d.h. in Löhnen für neuanzustellende Arbeiter draufzugehen. Diese irrige Annahme, die völlig außer acht läßt, daß jede Produktionserweiterung nicht bloß in der Vergrößerung der Zahl der beschäftigten Arbeiter, sondern auch in der Vermehrung der sachlichen Produktionsmittel (Baulichkeiten, Instrumente, zum mindesten und auf jeden Fall Rohstoffe) zum Ausdruck kommen muß, fußt offenbar auf dem bereits besprochenen falschen "Dogma" von Ad. Smith. Aus dem Mißverständnis, wonach der Preis aller Waren sich unter völliger Auslassung des konstanten Kapitals - in lauter Löhne und Mehrwert restlos auflöst, ergab sich auch die Annahme, zur Erweiterung der Produktion genüge es, mehr Kapital in Löhnen auszugeben. Merkwürdigerweise übernimmt auch Ricardo, der das Irrtümliche der Smithschen Lehre wenigstens gelegentlich eingesehen hat, ihre irrtümliche Schlußfolgerung mit vielem Nachdruck, indem er sagt: "Man muß verstehen, daß alle Produkte eines Landes konsumiert werden; aber es macht den denkbar größten Unterschied, ob sie konsumiert werden durch solche, die einen anderen Wert reproduzieren, oder durch solche, die ihn nicht reproduzieren. Wenn wir sagen, daß Einkommen erspart und zu Kapital geschlagen wird, so meinen wir, daß der Teil des Einkommens, von dem es heißt, er sei zum Kapital geschlagen, durch produktive statt durch unproduktive Arbeiter verzehrt wird." Nach dieser seltsamen Vorstellung, die alle hergestellten Produkte von den Menschen verzehren läßt, also für unverzehrbare Produktionsmittel: Werkzeuge und Maschinen, Rohstoffe und Baulichkeiten, im gesellschaftlichen Gesamtprodukt gar keinen Platz übrig hat, geht auch die erweiterte Reproduktion in der merkwürdigen Weise vonstatten, daß statt eines Teils feinerer Lebensmittel für die Kapitalistenklasse im Betrage des kapitalisierten Teils des Mehrwerts einfache Lebensmittel für neue Arbeiter produziert werden. Einer andere Verschiebung als innerhalb der Lebensmittelproduktion kennt die klassische Theorie der erweiterten Reproduktion nicht. Daß Marx mit diesem elementaren Schnitzer Smith-Ricardos spielend fertig wurde, ver- <82> steht sich nach dem Bisherigen von selbst. Genauso wie bei der einfachen Reproduktion neben der Herstellung der erforderlichen Menge Lebensmittel für Arbeiter und Kapitalisten die regelmäßige Erneuerung des konstanten Kapitals - der sachlichen Produktionsmittel - stattfinden muß, ebenso muß bei der Erweiterung der Produktion ein Teil des neuen, zuschüssigen Kapitals zur Vergrößerung des konstanten Kapitalteils, d.h. zur Vermehrung der sachlichen Produktionsmittel, verwendet werden. Hier kommt noch ein anderes von Marx entdecktes Gesetz in Betracht. Der von der klassischen Ökonomie ständig vergessene konstante Kapitalteil wächst im Verhältnis zum variablen, in Löhnen verausgabten Teil beständig. Dies nur der kapitalistische Ausdruck der allgemeinen Wirkungen der zunehmenden Produktivität der Arbeit. Mit dem technischen Fortschritt vermag die lebendige Arbeit in immer kürzerer Zeit immer größere Massen Produktionsmittel in Bewegung zu setzen und zu Produkten zu verarbeiten. Kapitalistisch bedeutet dies eine fortschreitende Abnahme der Ausgaben für lebendige Arbeit, für Löhne, im Verhältnis zu Ausgaben für tote Produktionsmittel. Die erweiterte Reproduktion muß also nicht bloß entgegen der Smith-Ricardoschen Annahme jeweilig mit der Teilung des kapitalisierten Teils des Mehrwerts in konstantes und variables Kapital beginnen, sondern diese Teilung muß mit dem technischen Fortschritt der Produktion eine relativ immer größere Portion für den konstanten und eine relativ immer kleinere für den variablen Kapitalteil zuweisen. Dieser fortwährende qualitative Wechsel in der Zusammensetzung des Kapitals bildet die spezifische Erscheinungsform der Akkumulation des Kapitals, d.h. der erweiterten Reproduktion auf kapitalistischer Basis.(2)
<83> Die andere Seite dieser beständigen Verschiebung im Verhältnis des konstanten zum variablen Kapitalteil ist das, was Marx die Bildung der relativen, d.h. für die mittleren Verwertungsbedürfnisse des Kapitals überschüssigen, daher überflüssigen oder Zuschuß-Arbeiterbevölkerung nennt. Die Produktion dieser stets vorrätigen Reserve nichtbeschäftigter Industriearbeiter (hier im weiteren Sinne, mit Einschluß der Proletarier, die unter dem Kommando des Handelskapitals stehen), die ihrerseits die notwendige Voraussetzung der plötzlichen Ausdehnungen der Produktion in den Zeiten der Hochkonjunktur bildet, ist in die spezifischen Bedingungen der Akkumulation des Kapitals eingeschlossen.(3)
Folgende vier Momente der erweiterten Reproduktion haben wir also aus der Akkumulation des Einzelkapitals abzuleiten:
1. Umfang der erweiterten Reproduktion ist in gewissen Grenzen unabhängig von dem Wachstum des Kapitals und kann über dasselbe hinausgehen. Die Methoden, die hierzu führen, sind: Erhöhung der Ausbeutung der Arbeitskraft und der Naturkräfte, Erhöhung der Produktivität der Arbeit (in letzterer eingeschlossen die Erhöhung der Wirksamkeit des fixen Kapitalteils).
2. Ausgangspunkt jeder wirklichen Akkumulation ist Teilung des zu kapitalisierenden Teils des Mehrwerts in konstantes und variables Kapital.
3. Die Akkumulation als gesellschaftlicher Prozeß wird begleitet von einer ständigen Verschiebung im Verhältnis des konstanten Kapitals zum variablen, wobei der in toten Produktionsmitteln ausgelegte Kapitalteil im Verhältnis zu dem in Löhnen ausgelegten ständig wächst.
4. Die andere Begleiterscheinung und Bedingung des Akkumulationsprozesses ist Bildung der industriellen Reservearmee.
Diese schon der Reproduktionsbewegung des Einzelkapitals abgewonnenen Momente sind ein enormer Schritt über die Analyse der bürgerlichen Ökonomie hinaus. Jetzt galt es aber, von der Bewegung des Einzel- <84> kapitals ausgehend, die Akkumulation des Gesamtkapitals darzustellen. Nach dem Schema der einfachen Reproduktion mußten nun auch für die erweiterte Reproduktion sowohl die Wertstandpunkte einer Mehrwertproduktion wie die sachlichen Gesichtspunkte des Arbeitsprozesses (Produktion von Produktionsmitteln und Produktion von Konsummitteln) unter dem Gesichtswinkel der Akkumulation miteinander in exakte Verhältnisse gebracht werden.
Der entscheidende Unterschied der erweiterten Reproduktion von der einfachen besteht darin, daß bei dieser der ganze Mehrwert von der Kapitalistenklasse nebst Anhang konsumiert wird, während bei jener ein Teil des Mehrwerts der persönlichen Konsumtion seiner Besitzer entzogen wird, jedoch nicht um aufgeschatzt, sondern um zum tätigen Kapital geschlagen, kapitalisiert zu werden. Damit jedoch letzteres auch wirklich stattfinden kann, ist erforderlich, daß das neue, zuschüssige Kapital auch die sachlichen Vorbedingungen seiner Betätigung vorfindet. Hier kommt also die konkrete Zusammensetzung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts in Betracht. Marx sagt schon im ersten Band des "Kapitals" bei der Betrachtung der Akkumulation des Einzelkapitals:
"Zunächst muß die Jahresproduktion alle die Gegenstände (Gebrauchswerte) liefern, aus denen die im Laufe des Jahres verbrauchten sachlichen Bestandteile des Kapitals zu ersetzen sind. Nach Abzug dieser bleibt das Netto- oder Mehrprodukt. worin der Mehrwert steckt. Und woraus besteht dies Mehrprodukt? Vielleicht in Dingen, bestimmt zur Befriedigung der Bedürfnisse und Gelüste der Kapitalistenklasse, die also in ihren Konsumtionsfonds eingehen? Wäre das alles, so würde der Mehrwert verjubelt bis auf die Hefen, und es fände bloß einfache Reproduktion statt.
Um zu akkumulieren, muß man einen Teil des Mehrprodukts in Kapital verwandeln. Aber, ohne Wunder zu tun, kann man nur solche Dinge in Kapital verwandeln, die im Arbeitsprozeß verwendbar sind, d.h. Produktionsmittel, und des ferneren Dinge, von denen der Arbeiter sich erhalten kann, d.h. Lebensmittel. Folglich muß ein Teil der jährlichen Mehrarbeit verwandt worden sein zur Herstellung zusätzlicher Produktions- und Lebensmittel, im Überschuß über das Quantum, das zum Ersatz des vorgeschossenen Kapitals erforderlich war. Mit einem Wort: der Mehrwert ist nur deshalb in Kapital verwandelbar, weil das Mehrprodukt, dessen Wert er ist, bereits die sachlichen Bestandteile eines neuen Kapitals enthält."(4)
<85> Freilich genügen auch zuschüssige Produktionsmittel und zuschüssige Lebensmittel für die Arbeiter nicht, es sind noch zuschüssige Arbeitskräfte erforderlich, um die erweiterte Reproduktion in Fluß zu bringen. Diese Bedingung bietet aber nach Marx keine besondere Schwierigkeit. "Dafür hat der Mechanismus der kapitalistischen Produktion ebenfalls schon gesorgt, indem er die Arbeiterklasse reproduziert als vom Arbeitslohn abhängige Klasse, deren gewöhnlicher Lohn hinreicht, nicht nur ihre Erhaltung zu sichern, sondern auch ihre Vermehrung. Diese ihm durch die Arbeiterklasse auf verschiednen Altersstufen jährlich gelieferten zuschüssigen Arbeitskräfte braucht das Kapital nur noch den in der Jahresproduktion schon enthaltnen zuschüssigen Produktionsmitteln einzuverleiben, und die Verwandlung des Mehrwerts in Kapital ist fertig."(5)
Hier haben wir die erste Lösung, die Marx dem Akkumulationsproblem des Gesamtkapitals gibt. Ohne sich weiter im Band I des "Kapitals" mit dieser Seite der Frage näher zu befassen, kehrt Marx zu dem Problem erst am Schluß des zweiten Bandes seines Hauptwerks zurück: Das letzte, 21. Kapitel ist der Akkumulation und erweiterten Reproduktion des Gesamtkapitals gewidmet.
Sehen wir uns jetzt näher die schematische Darstellung der Akkumulation bei Marx an. Nach dem Beispiel des uns bereits bekannten Schemas der einfachen Reproduktion konstruiert Marx ein Schema der erweiterten Reproduktion. Ein Vergleich beider läßt ihren Unterschied am deutlichsten heraustreten.
Nehmen wir an, das jährliche Gesamtprodukt der Gesellschaft stelle eine Wertgröße von 9.000 dar (worunter Millionen Arbeitsstunden oder, kapitalistisch in Geld ausgedrückt, beliebiger Geldbetrag verstanden werden kann). Dieses Gesamtprodukt sei folgendermaßen verteilt:
I.
4.000 c +
1.000 v +
1.000 m =
6.000
}
Summa 9.000
II.
2.000 c +
500 v +
500 m =
3.000
Die erste Abteilung stellt Produktionsmittel, die zweite Lebensmittel dar. Ein Blick auf die Zahlenverhältnisse zeigt, daß hier nur einfache Reproduktion stattfinden kann. Die in der ersten Abteilung hergestellten Produktionsmittel gleichen der Summe der von den beiden Abteilungen tatsächlich verbrauchten Produktionsmittel, deren bloße Erneuerung auch nur die Wiederholung der Produktion in dem früheren Umfang gestattet. Andererseits gleicht das ganze Produkt der Lebensmittelabteilung der <86> Summe der Löhne sowie der Mehrwerte in beiden Abteilungen; das zeigt, daß die vorhandenen Lebensmittel auch nur die Beschäftigung der früheren Anzahl von Arbeitskräften gestatten, daß zugleich aber auch der ganze Mehrwert in Lebensmitteln, d.h. in persönlichen Konsumtion der Kapitalistenklasse, draufgeht.
Nun nehmen wir aber dasselbe Gesamtprodukt von 9.000 in folgender Zusammensetzung:
I.
4.000 c +
1.000 v +
1.000 m =
6.000
}
Summa 9.000
II.
1.500 c +
750 v +
750 m =
3.000
Hier springt zweierlei Mißverhältnis in die Augen. Die angefertigte Menge von Produktionsmitteln (6.000) übersteigt in ihrem Wert die in der Gesellschaft tatsächlich verbrauchten (4.000 c + 1.500 c) um 500. Zugleich stellt die Menge der hergestellten Lebensmittel (3.000) im Vergleich mit der Summe der gezahlten Löhne, d.h. den Bedürfnissen der Arbeiter (1.000 v + 750 v), sowie der Summe des erzielten Mehrwerts (1000 m + 750 m) ein Defizit von 500 dar. Daraus folgt, daß - da die Verringerung der Anzahl der beschäftigten Arbeitet ausgeschlossen ist - die Konsumtion der Kapitalistenklasse geringer sein muß als der von ihr eingeheimste Mehrwert. Damit sind die beiden Vorbedingungen eingehalten, die zur erweiterten Reproduktion auf kapitalistischer Basis erforderlich sind: Ein Teil des angeeigneten Mehrwerts wird nicht verzehrt, sondern zu produktiven Zwecken verwendet, zugleich werden in vermehrter Menge Produktionsmittel hergestellt, damit der kapitalisierte Mehrwert auch tatsächlich zur Erweiterung der Produktion verwendet werden kann.
Haben wir bei dem Schema der einfachen Reproduktion gefunden, daß ihre gesellschaftlichen Grundbedingungen in dem folgenden exakten Verhältnis eingeschlossen sind: die Summe der hergestellten Produktionsmittel (Produkt der Abteilung I) muß in ihrem Wert dem konstanten Kapital beider Abteilungen gleich sein, die Summe der hergestellten Lebensmittel aber (Produkt der Abteilung II) der Summe der variablen Kapitale wie des Mehrwerts in beiden Abteilungen, so müssen wir für die erweiterte Reproduktion ein umgekehrtes exaktes Doppelverhältnis folgern. Die allgemeine Voraussetzung der erweiterten Reproduktion ist: Das Produkt der Abteilung I ist, dem Werte nach, größer als das konstante Kapital der beiden Abteilungen zusammen, das Produkt der Abteilung II ist, gleichfalls dem Werte nach, geringer als die Summe der variablen Kapitale und des Mehrwerts in beiden Abteilungen.
Damit haben wir jedoch die Analyse der erweiterten Reproduktion <87> noch lange nicht erschöpft, wir stehen vielmehr kaum erst an ihrer Schwelle.
Die abgeleiteten Verhältnisse des Schemas müssen jetzt nämlich in ihrer weiteren Betätigung, im Fluß der Zirkulation und Fortgang der Reproduktion verfolgt werden. Ist die einfache Reproduktion einem und demselben immer von neuem durchlaufenen Kreise zu vergleichen, so gleicht die erweiterte Reproduktion nach dem Ausdruck Sismondis einer Spirale, die immer höher geht. Wir haben also zunächst die Windungen dieser Spirale näher zu untersuchen. Die erste allgemeine Frage ist dabei die: Wie vollzieht sich nun bei den uns jetzt bekannten Voraussetzungen die tatsächliche Akkumulation in beiden Abteilungen, so daß alle Kapitalisten einen Teil ihres Mehrwerts kapitalisieren und zugleich die notwendigen sachlichen Vorbedingungen der erweiterten Reproduktion vorfinden?
Marx erläutert die Frage an der Hand der folgenden schematischen Darstellung.
Nehmen wir an, daß die Hälfte des Mehrwerts von I akkumuliert wird. Die Kapitalisten verwenden also 500 zu ihrer Konsumtion, 500 aber schlagen sie zum Kapital. Dieses zuschüssige Kapital von 500 muß, wie wir nun wissen, um sich zu betätigen, in konstantes und variables verteilt werden. Nehmen wir an, daß das Verhältnis beider trotz der Erweiterung der Produktion dasselbe bleibt wie bei dem Originalkapital, d.h. 4 : 1. Dann werden die Kapitalisten der Abteilung I ihr zuschüssiges Kapital von 500 so verteilen, daß sie für 400 neue Produktionsmittel und für 100 neue Arbeitskräfte ankaufen. Die Beschäftigung neuer Produktionsmittel für 400 bietet keine Schwierigkeiten, wir wissen, daß die Abteilung I für 500 überschüssige Produktionsmittel bereits hergestellt hat. Davon wurden 4/5 also verwendet innerhalb der Abteilung I, um die Erweiterung der Produktion zu bewerkstelligen. Aber die entsprechende Vergrößerung des variablen Kapitals um 100 in Geld genügt nicht, die neuen, zuschüssigen Arbeitskräfte müssen auch die entsprechenden Lebensmittel vorfinden, und diese können nur der Abteilung II entnommen werden. Jetzt verschiebt sich also die Zirkulation zwischen den beiden großen Abteilungen. Früher, bei der einfachen Reproduktion, entnahm die Abteilung I für 1.000 Lebensmittel von II für die eigenen Arbeiter, jetzt muß sie darüber hinaus um 100 mehr Lebensmittel für Arbeiter entnehmen. Die Abteilung I wird auf diese Weise die erweiterte Reproduktion folgendermaßen beginnen: 4.400 c + 1.100 v.
Ihrerseits kommt die Abteilung II durch den Verkauf der zuschüssigen Lebensmittel von 100 in die Lage, um denselben Betrag mehr als bis jetzt <88> von der Abteilung I Produktionsmittel zu erwerben. In der Tat sind von dem Gesamtüberschuß des Produkts in der Abteilung I gerade 100 noch übriggeblieben. Diese erwirbt nun die Abteilung II, um auch ihrerseits eine Erweiterung der Produktion vorzunehmen. Aber auch hier kann mit mehr Produktionsmitteln allein nicht viel ausgerichtet werden, um sie in Bewegung zu setzen, sind zuschüssige Arbeitskräfte nötig. Nehmen wir auch hier an, daß die bisherige Zusammensetzung des Kapitals beibehalten wird, also das Verhältnis des konstanten zum variablen Kapital 2:1 ist, dann bedarf es zur Betätigung der zuschüssigen Produktionsmittel von 100 neuer Arbeitskräfte für 50. Für diese neuen Arbeitskräfte bedarf es aber auch im Betrage ihrer Löhne neuer Lebensmittel, welche die Abteilung II ja selbst liefert. Von dem Gesamtprodukt der Abteilung II müssen demnach außer den zuschüssigen Lebensmitteln von 100 für die neuen Arbeiter der Abteilung I noch Lebensmittel für 50 für die eigenen Arbeiter der Abteilung II mehr als bisher verwendet werden. Die zweite Abteilung beginnt also die erweiterte Reproduktion mit folgenden Verhältnissen: 1.600 c + 800 v.
Jetzt ist das Gesamtprodukt der Abteilung I (6.000) in der Zirkulation glatt draufgegangen: 5.500 waren nötig zur bloßen Erneuerung der alten verbrauchten Produktionsmittel in beiden Abteilungen, 400 wurden zur Erweiterung der Produktion der Abteilung I, 100 zum gleichen Zweck in der Abteilung II gebraucht. Was das Gesamtprodukt der Abteilung II (3.000) betrifft, so sind davon 1.900 für den gewachsenen Stab der Arbeitskräfte in beiden Abteilungen verwendet. Die übrigen 1.100 an Lebensmitteln dienen dem persönlichen Konsum der Kapitalisten, dem Verzehr ihres Mehrwertes, und zwar: 500 in der Abteilung I, 600 für die Kapitalisten der Abteilung II, die ja von ihrem Mehrwert 750 nur 150 kapitalisiert haben (100 für Produktionsmittel und 50 für Arbeiterlöhne).
Jetzt kann die erweiterte Reproduktion vonstatten gehen. Behalten wir den Ausbeutungsgrad = 100 Prozent, wie beim Originalkapital, dann wird sich in der nächsten Periode ergeben:
I.
4.400 c +
1.100 v +
1.100 m =
6.600
}
Summa 9.800
II.
1.600 c +
800 v +
800 m =
3.200
Das Gesamtprodukt der Gesellschaft ist gewachsen von 9.000 auf 9.800, der Mehrwert in der ersten Abteilung von 1.000 auf 1.100, in der zweiten Abteilung von 750 auf 800, der Zweck der kapitalistischen Erweiterung der Produktion: die gesteigerte Mehrwerterzeugung, ist erreicht. Zugleich ergibt die sachliche Zusammensetzung des gesellschaftlichen Gesamtpro- <89> dukts wieder einen Überschuß der Produktionsmittel (6.600) über die tatsächlich verbrauchten (4.400 + 1.600) um 600 sowie ein Defizit der Lebensmittel (3.200) im Vergleich mit den bisher gezahlten Löhnen (1.100 v + 800 v) und erzieltem Mehrwert (1.100 m + 800 m). Damit ist bereits wieder eine sachliche Grundlage wie eine Notwendigkeit gegeben, einen Teil des Mehrwerts nicht zur Konsumtion der Kapitalistenklasse, sondern zur erneuten Erweiterung der Produktion zu verwenden.
Die zweite Erweiterung der Produktion und gesteigerte Mehrwerterzeugung ergibt sich so von selbst mit ihren mathematisch exakten Verhältnissen aus der ersten. Die einmal begonnene Akkumulation des Kapitals fuhrt mechanisch immer weiter über sich selbst hinaus. Der Kreis hat sich in eine Spirale verwandelt, die sich immer höher windet wie unter dem Zwang eines mathematisch meßbaren Naturgesetzes. Nehmen wir in folgenden Jahren immer dieselbe Kapitalisierung des halben Mehrwertes bei der Abteilung I an, wobei wir die Zusammensetzung des Kapitals und den Ausbeutungsgrad beibehalten, so ergibt sich die folgende Progression in der Reproduktion des Gesamtkapitals:
Zweites Jahr
I.
4.840 c +
1.210 v +
1.210 m =
7.260
}
Summa 10.780
II.
1.760 c +
880 v +
880 m =
3.520
Drittes Jahr
I.
5.324c +
1.331 v +
1.331 m =
7.986
}
Summa 11.858
II.
1.936 c +
968 v +
968 m =
3.872
Viertes Jahr
I.
5.856 c +
1.464 v +
1.464 m =
8.784
}
Summa 13.033
II.
2.129 c +
1.065 v +
1.065 m =
4.249
Fünftes Jahr
I.
6.442 c +
1.610 v +
1.610 m =
9.662
}
Summa 14.348
II.
2.342 c +
1.172 v +
1.172 m =
4.686
So wäre nach fünf Jahren der Akkumulation das gesellschaftliche Gesamtprodukt von 9.000 auf 14.348 gewachsen, das gesellschaftliche Gesamtkapital von 5.400 c + 1.750 v = 7.150 auf 8.784 c + 2.782 v = 11.566 und der Mehrwert von 1.000 m + 500 m = 1.500 auf 1.464 m + 1.065 m = 2.529, wobei der persönlich verzehrte Mehrwert von 1.500 vor Beginn der Akkumulation auf 732 + 958 (im letzten Jahre) = 1.690 gestiegen <90> ist.(6) Die Kapitalistenklasse hat also mehr kapitalisiert, mehr "Enthaltsamkeit" geübt und doch zugleich flotter leben können. Die Gesellschaft ist reicher geworden, in sachlicher Beziehung reicher an Produktionsmitteln, reicher an Lebensmitteln, und zugleich in kapitalistischem Sinne: Sie produziert immer größeren Mehrwert. Das Gesamtprodukt geht in der gesellschaftlichen Zirkulation glatt auf, es dient teils zur Erweiterung der Reproduktion, teils zu Konsumtionszwecken. Die Akkumulationsbedürfnisse der Kapitalisten decken sich zugleich mit der sachlichen Zusammensetzung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts; es ist, wie Marx im ersten Band des "Kapitals" gesagt hat: Der gewachsene Mehrwert kann eben deshalb zum Kapital geschlagen werden, weil das gesellschaftliche Mehrprodukt von vornherein in der sachlichen Gestalt von Produktionsmitteln zur Welt kommt, in einer Gestalt, die eben keinen anderen Gebrauch zuläßt als die Verwendung im Produktionsprozeß. Zugleich vollzieht sich die Erweiterung der Reproduktion unter strenger Einhaltung der Zirkulationsgesetze: Die gegenseitige Versorgung der beiden Abteilungen der Produktion mit zuschüssigen Produktionsmitteln und Lebensmitteln vollzieht sich als Austausch von Äquivalenten, als Warenaustausch, wobei die Akkumulation in der einen Abteilung gerade die Akkumulation der anderen ermöglicht und bedingt. Das komplizierte Problem der Akkumulation ist so in eine schematische Progression von erstaunlicher Einfachheit verwandelt. Man kann die oben begonnene Kette von Gleichungen ins unendliche fortführen. Man braucht nur die folgenden einfachen Regeln zu beobachten: Der Vergrößerung des konstanten Kapitals in der ersten Abteilung muß stets eine bestimmte Vergrößerung ihres variablen Kapitals entsprechen, mit dieser letzteren ist aber von vornherein gegeben, wie stark die Vergrößerung des konstanten Kapitals in der zweiten Abteilung sein kann; dieser wiederum muß eine entsprechende Vergrößerung des variablen Kapitals beigesetzt werden. Endlich mit der Größe des gewachsenen variablen Kapitals in beiden Abteilungen ist stets gegeben, wieviel von der Gesamtsumme der Lebensmittel für die persönliche Konsumtion der Kapitalistenklasse übrigbleibt. Es wird sich auch finden, daß diese für den Privatverzehr der Kapitalisten verbleibende Menge an Lebensmitteln sich an Wert mit dem nichtkapitalisierten Teil des Mehrwerts in beiden Abteilungen aufs genaueste deckt.
Die Fortsetzung der schematisch en Entwicklung der Akkumulation unter den angegebenen leichten paar Regeln findet, wie gesagt, keine <91> Schranken. Hier ist es aber an der Zeit aufzupassen, ob wir nicht deshalb zu so erstaunlich glatten Resultaten gelangen, weil wir immer bloß gewisse mathematische Übungen mit Addition und Subtraktion machen, die keine Überraschungen bieten können, und ob die Akkumulation nicht deshalb so ins unendliche störungslos verläuft, weil das Papier sich geduldig mit mathematischen Gleichungen beschreiben läßt. Mit anderen Worten, es ist an der Zeit, sich nach den konkreten gesellschaftlichen Bedingungen der Akkumulation umzusehen.
Fußnoten von Rosa Luxemburg
(1) "Die Voraussetzung der einfachen Reproduktion, daß I (v + m) = II c sei, ist nicht nur unverträglich mit der kapitalistischen Produktion, was übrigens nicht ausschließt, daß im industriellen Zyklus von 10-11 Jahren ein Jahr oft geringer Gesamtreproduktion hat als das vorhergehende, also nicht einmal einfache Reproduktion stattfindet im Verhältnis zum vorhergehenden Jahr. Sondern auch bei dem natürlichen jährlichen Wachstum der Bevölkerung könnte einfache Reproduktion nur insofern stattfinden, als von den 1.500, die den Gesamtmehrwert repräsentieren, eine entsprechend größre Zahl unproduktiver Dienstleute mitzehrten. Akkumulation von Kapital, also wirkliche kapitalistische Produktion wäre dagegen hierbei unmöglich." (Das Kapital, Bd. II, S. 497.) [Karl Marx: Das Kapital. Zweiter Band. In Karl Marx/Friedrich Engel: Werke, Bd. 24, S. 515.] <=
(2) "Die spezifisch kapitalistische Produktionsweise, die ihr entsprechende Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, der dadurch verursachte Wechsel in der organischen Zusammensetzung des Kapitals halten nicht nur Schritt mit dem Fortschritt der Akkumulation oder dem Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums. Sir schreiten ungleich schneller, weil die einfache Akkumulation oder die absolute Ausdehnung des Gesamtkapitals von der Zentralisation seiner individuellen Elemente und die technische Umwälzung des Zusatzkapitals von technischer Umwälzung des Originalkapitals begleitet sind. Mit dem Fortgang der Akkumulation wandelt sich also das Verhältnis von konstantem zu variablem Kapitalteil, wenn ursprünglich 1:1, in 2:1, 3:1, 4:1, 5:1, 7:1 usw., so daß, wie das Kapital wächst, statt 1/2 seines Gesamtwerts progressiv nur 1/3, 1/4, 1/5, 1/6, 1/8 usw. in Arbeitskraft dagegen 2/3, 3/4, 4/5, 5/6, 7/8 usw. in Produktionsmittel umgesetzt wird. Da die Nachfrage nach Arbeit nicht durch den Umfang des Gesamtkapitals, sondern durch den seines variablen Bestandteils bestimmt ist, fällt sie also progressiv mir dem Wachstum des Gesamtkapitals, statt, wie vorhin unterstellt, verhältnismäßig mit ihm zu wachsen. Sie fällt relativ zur Größe des Gesamtkapitals und in beschleunigter Progression mit dem Wachstum dieser Größe. Mit dem Wachstum des Gesamtkapitals wächst zwar auch sein variabler Bestandteil oder die ihm einverleibte Arbeitskraft, aber in beständig abnehmender Proportion. Die Zwischenpausen, worin die Akkumulation als bloße Erweiterung der Produktion auf gegebner technischer Grundlage wirkt, verkürzen sich. Nicht nur wird eine in wachsender Progression beschleunigte Akkumulation des Gesamtkapitals erheischt, um eine zusätzliche Arbeiterzahl von gegebner Größe zu absorbieren oder selbst, wegen der beständigen Metamorphose des alten Kapitals, die bereits funktionierende zu beschäftigen. Ihrerseits schlägt diese wachsende Akkumulation und Zentralisation selbst wieder in eine Quelle neuer Wechsel der Zusammensetzung des Kapitals oder abermalig beschleunigter Abnahme seines variablen Bestandteils, verglichen mit dem konstanten." (Das Kapital, Bd. I, S. 593.) [Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 23. S. 657/658.] <=
(3) "Der charakteristische Lebenslauf der modernen Industrie, die Form eines durch kleinere Schwankungen unterbrochenen zehnjährigen Zyklus von Perioden mittlerer Lebendigkeit, Produktion unter Hochdruck, Krise und Stagnation, beruht auf der beständigen Bildung, größern oder geringeres Absorption und Wiederbildung der industriellen Reservearmee oder Übervölkerung. Ihrerseits rekrutieren die Wechselfälle des industriellen Zyklus die Übervölkerung und werden zu einem ihrer energischsten Reproduktionsagentien." (Das Kapital, Bd. I, S. 594.) [Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 23, S. 661.] <=
(4) Das Kapital, Bd. I, S. 543. [Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 23, S. 606/607.] <=
(5) l.c., S. 544. [Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 23, S. 607.] <=
(6) Siehe Das Kapital, Bd. II, S. 487-490. [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 505-509.] <=
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